Die Prognosen für den heimischen Sommer-Tourismus sind positiv. "Die Buchungslage in unseren wichtigsten Märkten ist hervorragend und teilweise über dem Niveau von 2019. Auch aus den Fernmärkten wie den USA, China oder Südostasien hören wir von einer sehr guten Nachfragesituation", sagte Astrid Steharnig-Staudinger, neue Geschäftsführerin der Österreich Werbung.

Heuer planen 20 Millionen Menschen – um drei Millionen mehr als 2022 – ihren Sommer-Urlaub in Österreich zu verbringen. Zu diesem Ergebnis gelangt die Österreich Werbung in ihrer aktuellen Marktpotenzialstudie nach Befragungen in den zehn wichtigsten Märkten, die anlässlich des Österreichischen Tourismustages (ÖTT) präsentiert wurde. Damit setze sich die positive Entwicklung in den Wintermonaten auch im Sommer fort. Bis März habe es 61 Mio. Nächtigungen gegeben.

Mehr Senioren

Der Tourismus ist in Österreich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, erklärte Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo) im Rahmen eines Vortrages zum ÖTT. Schließlich trage der Tourismus sieben Prozent zum BIP bei, in manchen Regionen steige der Anteil auf 50 oder 70 Prozent, betonte Felbermayr. Der Aufwärtstrend im Sommertourismus sei ungebrochen. Der Tourismus müsse sich aber auf Veränderungen einstellen, merkte Felbermayr an. Es werde der Anteil an Senioren wachsen – und damit verändern sich auch die Bedürfnisse der Urlauber. Zugleich seien geopolitische Risiken zu beachten. So könne etwa eine Taiwan-Krise zu weiteren Sanktionen gegen bisherige Märkte für den Österreich-Tourismus führen.

Natur und Nachhaltigkeit

Die Präferenzen der Touristen haben sich bereits geändert: Biodiversität und Natur stünden im Vordergrund, Nachhaltigkeit sei gefragt, ergänzte der Wifo-Präsident. Ziel könnte etwa sein, das nachhaltigste Tourismusland zu sein.

Die Anforderungen der Urlauber haben sich geändert, bestätigte auch Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP). "In den letzten Jahren hat sich ein regelrechter Nachhaltigkeitsboom entwickelt, was sich sowohl bei den Buchungsentscheidungen der Touristinnen und Touristen als auch beim Angebot der heimischen Betriebe immer stärker zeigt. Auch die Art des Reisens wird durch die neuen Technologien immer umweltverträglicher", sagte Kraus-Winkler.

Hotels auf grüner Linie

"Viele potenzielle Gäste sind bereit, mehr für nachhaltige Angebote im Hotel zu bezahlen. Laut unserer aktuellen Nachhaltigkeitsstudie kann rund ein Viertel der Befragten – 23 Prozent – als nachhaltigkeitsaffin bezeichnet werden", merkte Steharnig-Staudinger an. Zudem planen laut der ÖW-Geschäftsführerin 76 Prozent der befragten Hotels, in der nächsten Zeit das Thema Nachhaltigkeit zu forcieren. Aber auch bei der Tourismus-Förderung wird auf dieses Thema großen Wert gelegt.

"Wir wissen: Nachhaltigkeit ist heute ein wesentlicher Buchungsfaktor und ein ausschlaggebender Aspekt bei der Reiseentscheidung. Unsere Betriebe sind darauf vorbereitet, leben und denken bereits Nachhaltigkeit in den Regionen und in regionalen Wertschöpfungsketten", sagte Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

Fachkräftemangel

Ein großes Problem sieht der WKÖ-Präsident beim Fachkräftemangel: Derzeit gebe es 30.000 offene Stellen und weitere 20.000 könnten hinzukommen, sagte Mahrer. Um dieses Problem zu lösen, bedürfe es einer Strategie: Es reiche nicht, die Arbeitskräfte aus dem Ausland nach Österreich zu holen, sagte Felbermayr. "In zwei Jahren arbeiten sie sonst in der Schweiz ..."

Der Tourismus sei jedenfalls ein wesentlicher Beitrag zum außenwirtschaftlichen Gleichgewicht und habe eine hohe Relevanz für den Arbeitsmarkt, gab Felbermayr zu bedenken. Die Bewirtungsleistungen sowie Beherbergung würden laut dem Wifo-Ökonomen wesentlich zur hohen Inflation beitragen, allerdings seien die Ausgaben der Urlauber positiv für Österreichs Wirtschaft. Auf längere Sicht würde die im internationalen Vergleich hohe Inflation aber die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs als Urlaubsland beeinträchtigen.