Gerade erst hat die Statistik Austria gemeldet, dass die Zahl der Baugenehmigungen 2022 österreichweit um fast ein Viertel zurückgegangen ist. Ein Trend, welcher dem Baugewerbe Sorgenfalten beschert. In Kärnten lag die Bewilligungsrate zwar noch über dem Durchschnitt, das dürfte sich im Laufe dieses Jahres aber gravierend ändern. "Wir verzeichnen einen spürbaren Rückgang von 50 Prozent bei neuen Aufträgen", erklärt Robert Rauter, Innungsmeister für den Bau in Kärnten.
Dass die Firmen derzeit noch genügend Aufträge hätten, die abgearbeitet werden, sei trügerisch. "Es trifft vor allem die Klein- und Mittelbetriebe, die hauptsächlich auf den Häuslbau setzen. In dem Bereich ist die Zurückhaltung groß." Die hohen Zinsen gepaart mit den noch immer hohen Baukosten würden viele abschrecken, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. "Bei Zinsen in Höhe von 3,5 bis vier Prozent kann sich das in Wahrheit kein Mensch mehr leisten", ist Rauter überzeugt. Die Menschen würden daher sparen und abwarten, oder ihr Geld in Freizeit und Urlaub investieren.
"Handwerksbetriebe folgen in einem Jahr"
Und wenn die Arbeit am Bau rückläufig sei, werde zwangsläufig auch wieder die Zahl der Arbeitslosen in dem Sektor steigen. "Dazu kommt, dass wenn es in diesem Jahr die Baubranche hart trifft, ein Jahr später die Handwerksbetriebe folgen, die jetzt auch noch gut ausgelastet sind", gibt Rauter zu bedenken. Die Politik sei gefordert, sich Gedanken über die Wohnbauförderung zu machen, wie es sie in den 1970er- und 1980er-Jahren auch gegeben habe. Etwas leichter würden sich die Großen der Baubranche tun. "Sie können sich zusätzlich auf Industrie- oder Kraftwerksbau konzentrieren. Da tut sich gerade sehr viel", sagt der Innungsmeister. Und auch die touristischen Betriebe würden investieren.
Rückstau auch im Wohnungsneubau
Und wie steht es um den Wohnungsneubau in Kärnten? "In dem Bereich gibt es einen Rückstau von 600 bis 700 Wohnungen, die schon genehmigt sind, aber noch nicht gebaut werden", so Rauter. Die Kosten seien für die Genossenschaften einfach zu hoch. Der soziale Wohnbau schwächle. Weshalb eine Anpassung im Wohnbauförderungsgesetz erfolgen müsse. Was jetzt noch funktioniere, sei der Bau von Eigentumswohnungen in Top-Lagen, allerdings seien auch hier die "Aussichten für den Herbst eher bescheiden".
Astrid Jäger