Trotz des von Krisen geprägten Umfeldes war 2022 für die Kärntner Raiffeisen-Bankengruppe von leichtem Wachstum geprägt. Die Bilanzsumme stieg im inflationsgeprägten Umfeld um 1,3 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro. Die Zahl der Kunden blieb bei gut 281.000 nahezu stabil, mehr als jeder dritte Kärntner Bankkunde ist bei einer Raiffeisenbank, bei Firmenkunden jeder zweite.
Deutlich im Plus sind 2022 die Finanzierungen, diese stiegen um fast sechs Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Wobei besonders Unternehmensfinanzierungen mit neun Prozent Plus stark gewachsen sind, die Nachfrage nach Wohnbaudarlehen brach nach einem starken ersten Halbjahr jedoch um nahezu 50 Prozent ein, erklärt Gert Spanz, Vorstand der Raiffeisen Landesbank (RLB) Kärnten. Verantwortlich dafür sind die im Paarlauf zu den Baukosten stark steigenden Zinsaufwände sowie die höheren Hürden für die Kreditaufnahme.
Kernkapitalquote über 16 Prozent
Die Kundeneinlagen wuchsen bei Raiffeisen in Kärnten leicht auf 6,9 Milliarden Euro, die Kernkapitalquote sank etwas von 16,9 Prozent 2021 auf 16,6 Prozent, gesetzliche Mindesterfordernisse werden aber deutlich übererfüllt. Eine starke Zunahme von risikobehafteten Krediten erwartet man nicht, wenngleich sich höhere Risikovorsorgen in Höhe von 16 Millionen Euro im EGT niederschlugen. Bisher seien nennenswerte Ausfälle aber noch kein Thema. Unterm Strich weisen die Kärntner Raiffeisenbanken ein operatives Betriebsergebnis von 76 Millionen Euro aus, um 12,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor; das EGT blieb stabil bei 58,3 Millionen Euro. Man sei mit den Bilanzkennzahlen "sehr zufrieden", betont der RLB-Vorstand unisono.
Weiter sinkende Zahl an Bankstellen
Ungebrochen ist der Trend zu digitalem Banking, knapp 140.000 Kunden nutzen das elektronische Banking von Raiffeisen (ELBA), kurz vor der Markteinführung steht eine innovative Plattform für Geschäftskunden ("Infinity"). Mit Folgen für die stationären Bankstellen: Deren Zahl sank innerhalb eines Jahres von 128 auf rund 120. Viele Kunden nutzen heute digitale Services, die Zahl der Bankstellen werde tendenziell daher weiter sinken, erklärt RLB-Vorstand Georg Messner.
Ergebnisse sollen 2023 weiter zulegen
Für das laufende Jahr rechnen die Vorstände Peter Gauper und Spanz mit weiterem Wachstum, das belege bereits das erste Quartal. Unterstützt durch die Zinswende sollen die Ergebnisse zulegen, allerdings würden sich auch die Ausfallrisiken im Kreditbereich erhöhen. Kritik von Konsumentenschützern an der schleppenden Weitergabe steigender Zinsen an Sparer entgegnet Gauper, gebundene Spareinlagen würden sehr wohl verzinst; man verdiene sich "kein Körberlgeld", sondern mache "entsprechend der Zinsstruktur sehr wohl Angebote". Gauper rechnet mit weiteren Zinsschritten der EZB zur Eindämmung der Inflation, für die EZB-Zinssitzung am 4. Mai erwartet er sogar einen erneuten großen Sprung um einen halben Prozentpunkt auf 4,0 Prozent.
Vom großen Erfolg der RBI (Jahresgewinn 2022: 3,6 Milliarden Euro), an der die RLB Kärnten mit 3,53 Prozent beteiligt ist, habe man (noch) nichts: Für 2022 beschloss die Hauptversammlung der RBI, vorerst keine Dividende auszuzahlen.