Die Zusammenarbeit zwischen Österreich und Deutschland ist gut, aber "mit Sicherheit noch ausbaufähig", so Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Je besser die beiden Länder zusammenarbeiten würden, desto größer seien auch die Erfolgsaussichten, sagte der Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK), Hans Dieter Pötsch. Es brauche einen "Schulterschluss bei der wirtschaftlichen Transformation".
"Wir müssen uns um den Binnenmarkt kümmern", sagte der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo). Der Binnenmarkt sei das eigentliche Kraftzentrum der europäischen Wirtschaft und das beste Argument, um im Wettstreit mit anderen großen Wirtschaftsmächten bestehen zu können. Deshalb brauche es einen neuen Fokus auf den Binnenmarkt, mehr Investition in die grenzüberschreitende Infrastruktur, weniger Alleingänge und eine geschlossene europäische Industriepolitik, sagte Felbermayr.
"Bestes Außenhandelsergebnis in der Geschichte"
Der Außenhandel zwischen Österreich und Deutschland erreichte 2022 ein Rekordergebnis. Es sei das "beste Außenhandelsergebnis in der Geschichte der deutsch-österreichischen Wirtschaftsverflechtung", sagte Pötsch. Das Gesamthandelsvolumen ist vergangenes Jahr um 22,3 Prozent auf 146,6 Milliarden Euro gestiegen (2021: 119,4 Milliarden Euro). Für 2023 gehe man aktuell von einem Wachstum von rund zehn Prozent aus. Deutschland und Österreich hätten sich "trotz der Energiekrise, die noch nicht überwunden ist, überraschend resilient gezeigt", so Felbermayr.
Die österreichischen Exporte nach Deutschland sind 2022 um 21,5 Prozent auf 57,7 Milliarden Euro gestiegen. Rund ein Drittel aller österreichischen Exporte gehen nach Deutschland, damit sei Deutschland der wichtigste Handelspartner für Österreich. "Es gibt kein Wirtschaftsverhältnis zwischen zwei Ländern Europas, das so intensiv ist, wie jenes zwischen Österreich und Deutschland", sagte Pötsch.
Herausforderungen
Herausforderungen gibt es laut Felbermayr aber in der deutschen Industrie, die seit 2017 "im Rückwärtsgang" unterwegs sei und sich in einem Abwärtstrend befinde. In Österreich sei die Situation eine andere, man müsse aber die Entwicklung genau beobachten. Denn die "deutsche Schwäche bedeutet für die stark integrierte österreichische Industrie" auf lange Sicht "nichts Gutes", so der Wifo-Chef.
In Österreich sind außerdem die Strompreise um zehn bis 25 Prozent höher als in Deutschland. Auch das sei ein Grund zur Sorge, so Felbermayr. Auf einem Binnenmarkt sollte es solche Unterschiede nicht geben. "Die Intensität der Wirtschaftsbeziehung ist so hoch, dass solche Preisunterschiede nicht gut sind. Das sollten wir gemeinsam lösen" und in grenzüberschreitende Infrastruktur investieren, sagte der Wifo-Direktor.