Im Betrugsprozess um den Dieselskandal beim deutschen Autohersteller Audi will ein weiterer Angeklagter mit einem Geständnis ein mildes Urteil erreichen. Der frühere Audi-Motorenchef und Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz ließ seinen Verteidiger Gerson Trüg am Dienstag vor dem Landgericht München erklären, er bekenne sich zu den ihm zur Last gelegten Vorwürfen.
Ihm sei bewusst gewesen, dass die von ihm mitverantwortete Abgas-Nachbehandlung in zahlreichen Autos illegal gewesen sein könnten. Dies hatte bereits der Mitangeklagte Giovanni P. gestanden.
Das Gericht hat den drei Angeklagten Bewährungsstrafen in Aussicht gestellt, wenn sie die Taten gestehen. Richter Stefan Weickert sagte am Dienstag, er plane Freiheitsstrafen von eineinhalb bis zu zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt werden könnten. Hinzu kommen sollen Geldauflagen.
Urteil wird im Laufe der kommenden Monate erwartet
Während die Staatsanwaltschaft sich damit bei P. am Dienstag einverstanden erklärte, lehnt sie bei Hatz eine Bewährungsstrafe ab, wie Staatsanwalt Nico Petzka erklärte. Damit ist offen, wie das Gericht bei Hatz entscheiden wird. Ein Urteil wird im Laufe der kommenden Monate erwartet.
Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler als dritter Angeklagter hat nach Angaben des Richters noch nicht entschieden, ob er ebenfalls ein Geständnis ablegen will. Stadler Verteidiger hätten erklärt, sie hätten Bedenken gegen den unteren Strafrahmen von eineinhalb Jahren, sagte der Richter. Staatsanwalt Petzka hat seinerseits nach eigenen Angaben noch Bedenken gegen den Zeitraum, in dem Stadler laut vorläufiger Einschätzung des Gerichts für die Auslieferung manipulierter Fahrzeuge verantwortlich gewesen sein soll.
Strafprozess läuft seit September 2020
Der Prozess ist eines der prominentesten Gerichtsverfahren zur Aufarbeitung des Dieselskandals bei Volkswagen und der Konzerntochter Audi. Der Skandal um millionenfach manipulierte Abgaswerte war im September 2015 aufgeflogen. Der Münchner Strafprozess läuft seit September 2020.
Laut Anklage sollen Hatz und der Ingenieur P. für die Manipulation von Motoren gesorgt haben, damit gesetzliche Abgaswerte auf dem Prüfstand eingehalten wurden, die die Fahrzeuge auf der Straße aber überschritten. Firmenchef Stadler soll es nach Bekanntwerden des Skandals versäumt haben, den Verkauf der manipulierten Autos zu stoppen. Stadler hat die Vorwürfe bestritten.