Kärntens Hoffnungen auf künftige wirtschaftliche Erfolge in Hochtechnologie-Themen ruhen auf zwei Standorten: auf Villach-St. Magdalen mit dem High Tech Campus (HTC) sowie auf dem Lakesidepark an der Süduferstraße in Klagenfurt. Der HTC, wesentlicher Teil des Technologieparks Villach (TPV), umfasst derzeit zwei Gebäude, darunter den größten Forschungsreinraum Österreichs, der vom Forschungszentrum Silicon Austria Labs (SAL) bespielt wird. Offizielle Eröffnung: Mitte Oktober. Fokus des HTC: Electronic Based Systems (EBS), also Mikroprozessoren und verwandte Themen wie etwa Sensortechnologie.
Freie Räumlichkeiten bietet das HTC nicht, im Gegenteil: Die Nachfrage sei groß, ein massiver Ausbau notwendig. Mehr als 17 Prozent aller Villacher Beschäftigten arbeiten bereits im Mikroelektronik-Bereich, das Biotop soll nun kräftig wachsen. Dafür sollen zu den bestehenden Gebäuden drei weitere errichtet werden, bestätigt Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Plankosten: 200 Millionen Euro. "Wir haben extrem viele Anfragen von Unternehmen, die sich hier einmieten wollen", so Albel.
Wild erwirbt 20.000 Quadratmeter
Zehn Hektar umfasst die "Entwicklungsfläche", die von der Stadt Villach von der Haselsteiner-Privatstiftung um 3,6 Millionen Euro erworben wurde. Ein Teil davon wird für den HTC verwendet. 20.000 Quadratmeter wurden an das Technologieunternehmen Wild mit Sitz in Völkermarkt verkauft. "Mit Impulsgebern wie dem Forschungszentrum Silicon Austria Labs, dem GPS-Ausbildungszentrum oder der Fachhochschule Kärnten bietet sich hier ein ideales Umfeld", teilt Wild mit. Aktuell laufe der Architekturwettbewerb, in einem ersten Schritt sollen 100 Beschäftigte am neuen Standort tätig sein.
Ein Werk des führenden Villacher Messtechnik-Unternehmens TIPS ist bereits in Betrieb gegangen. Ebenfalls auf der Agenda: Der Ausbau der außerbetrieblichen GPS-Lehrwerkstätte um neun Millionen Euro. 2024 soll ein öffentlicher Forschungskindergarten eröffnen.
Neue Pläne der Stadt Villach
Die Stadt Villach bereitet sich auf die geplanten Erweiterungen mit einem neuen Flächenwidmungs- und Bebauungsplan vor, der den Leitlinien "grüner, effizienter und höher" folge, so Albel. Fünf bis sechs Geschoße sollen die neuen HTC-Gebäude dann hoch werden dürfen. Ebenfalls in Planung: ein Park sowie ein Parkhaus und eine Mensa. Für weitere Betriebsansiedelungen gebe es noch Flächen.
Mit der Umsetzung des Großvorhabens betraut ist Markus Hornböck, der als Geschäftsführer der Kärntner Betriebsansiedelungs- und Beteiligungsgesellschaft Babeg an HTC und Lakesidepark maßgeblich beteiligt ist. Zwei große Gebäude mit bis zu 15.000 Quadratmeter Nutzfläche sollen in Villach bis Ende 2025 entstehen, das erste soll schon Ende 2024 in Betrieb gehen. "Momentan nimmt der Markt alles auf, was wir bereitstellen", so Hornböck. Im Endausbau soll der HTC um bis zu 25.000 Quadratmeter Fläche wachsen. Der Lakesidepark in Klagenfurt harrt ebenfalls noch des grünen Lichts für den Ausbau, bis 2025 soll er in einem ersten Schritt um zwei weitere Gebäude wachsen.
"Das ist kein Kärntner Thema"
Was jedoch noch fehlt, ist die Zustimmung des Bundes, Hälfte-Eigentümer der Babeg, zu den großen Ausbauplänen. "Ich wünsche mir einen raschen Durchbruch seitens des Bundes für die Ausfinanzierung der Projekte", sagt Technologiereferentin Gaby Schaunig (SPÖ). "Das ist ja kein Kärntner Thema, sondern angesichts der Größenordnung von österreichweiter Relevanz." Auf Bundesebene zuständig für die Babeg ist das Klimaschutzministerium von Leonore Gewessler (Grüne). Von dort kam bisher erst das Ok für die Planungsfreigabe in Klagenfurt. Dort sollen in Summe vier Gebäude um 46 Millionen Euro entstehen, 20 Prozent davon müssen die Eigentümer gemeinsam als Eigenkapital einbringen, so wie in Villach.
"Entscheidung in den nächsten Monaten"
Schaunig mahnt zur Eile: "Wenn sich Kärnten zu diesem Zukunftsthema bekennt, dann muss das auch der Bund tun", meint sie Richtung Gewessler. Laut Klimaschutzministerium stelle man 740.000 Euro bereit, die auf zwei Vorhaben aufgeteilt werden: 200.000 Euro für Planungskosten für Baustufe 7 des Lakesideparks, 540.000 Euro für erhöhte Baukosten für das Reinraumgebäude am HTC in Villach. Für zusätzliche Geldmittel seien "weitere Gespräche erforderlich", so ein Gewessler-Sprecher. Man sei jedoch "zuversichtlich, dass innerhalb der nächsten Monate die erforderlichen Entscheidungen für die weitere Vorgehensweise getroffen werden können".