Mit 1. April wurde Ex-Tourismus-, Agrar- und Umweltministerin Elisabeth Köstinger in den Aufsichtsrat von Ryanair mit Sitz in Dublin berufen. Die irische Airline ist Europas größter Billigflieger. Ryanair-Boss Michael O’Leary habe sie kontaktiert, sagt die frühere ÖVP-Politikerin im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Es sei „spannend, diesen Konzern auf internationaler Ebene zu begleiten“, erklärt Köstinger. „Ryanair ist der einzige Low Cost-Carrier, der gestärkt aus der Pandemie hervorgegangen ist.“
Welches Wissen sie bei Ryanair eigentlich einbringe? „Es ist klarerweise meine Tourismuskompetenz. Es sind ja neben den Städtedestinationen vor allem Urlaubsorte, die von Ryanair angeflogen werden.“ Wie die Tätigkeit bei einer Airline zu ihrer früheren Verantwortung als Umweltministerin passe, zumal Fliegen bekanntlich als die klimaschädlichste Art gilt, sich fortzubewegen? „Die Zahlen sprechen für die Ryanair, die eine sehr neue Flotte mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß hat.“ Reisen dürfe, ergänzt Köstinger „kein Privileg der Reichen sein“, davon sei sie „schon immer überzeugt gewesen“. Köstinger könne daher „zu 100 Prozent hinter Ryanair“ stehen.
Neues PR-Unternehmen
Parallel zu der Tätigkeit im Aufsichtsrat der Billig-Airline gründete Köstinger in Wien ein Unternehmen, das sich auf Public Relations spezialisiert habe. Sie plane außerdem, sich an Firmen zu beteiligen. „Ich führe sehr interessante Gespräche mit Unternehmen aus jenen Bereichen, in denen ich die Expertise habe – Landwirtschaft, Tourismus und Telekom.“ Im Mai sei ihre einjährige Abkühlphase nach dem Ausscheiden aus der Politik vorüber, betont Köstinger, die am 9. Mai 2022 ihren Rückzug aus der Politik bekannt gab.
Dass ihr „Gastspiel“ bei Christian Bahas Mountain-View Data mit Sitz im Südkärntner Diex nur wenige Monate dauerte (von September 2022 bis März 2023), begründet Köstinger mit „spannenden Angeboten wie jenes von Ryanair“. Ihr Fazit: „Die Finanzindustrie ist sehr beeindruckend, aber auch sehr krisengebeutelt, ich habe sehr spannende Einblicke gewonnen.“
Ein Comeback schließt sie aus
Mit Ex-Finanzminister Gernot Blümel und Ex-Kanzler Sebastian Kurz sei sie weiterhin „sehr eng verbunden“, das zeige sich etwa an dem gemeinsamen Büro in der Wiener Innenstadt. Und „wer weiß, was die Zukunft noch bringt“, meint Köstinger, Nachsatz: „Im unternehmerischen Sinn“. Das Kapitel Politik habe sie abgeschlossen, ein Comeback schließt sie aus. Die österreichische Innenpolitik verfolge sie gar nicht mehr, „der bin ich entwachsen“. Dafür beschäftige sie sich heute mit geopolitischen Zusammenhängen, erklärt Köstinger.