Große Teile der Textilindustrie wirtschaften laut Greenpeace auch zehn Jahre nach dem verheerenden Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch nicht nachhaltig. Die Fashionindustrie beute "weiterhin Menschen aus und zerstört die Umwelt", erklärt Viola Wohlgemuth von Greenpeace.
Gute Noten für Vaude
Greenpeace hat aktuell etwa anhand von Abwasserdaten den Einsatz von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Chemikalien und das Lohnniveau von Arbeitern und Arbeiterinnen untersucht. Gut schnitt dabei das Label Green Shape der Marke Vaude ab, Schlusslichter sind hingegen Zara und Primark mit ihren Nachhaltigkeitslabels Join Life und Primark Cares. Die Arbeitsbedingungen seien weiterhin oft "miserabel".
Überproduktion an Fast Fashion
Ein grundsätzliches Problem ist laut Greenpeace der steigende Anteil des Produktionsvolumens nicht recyclefähiger Textilien aus synthetischen Fasern. "Die Überproduktion der Fast-Fashion-Industrie verursacht riesige Müllberge im globalen Süden, die Umwelt und Lebensräume zerstören", erklärte die Organisation. "Mit Nachhaltigkeit auf einem Label zu werben, aber unter katastrophalen Arbeitsbedingungen immer mehr Plastik-Wegwerftextilien zu produzieren, ist Greenwashing", kritisierte Wohlgemuth.
Jahrestag der Katastrophe in Rana Plaza
Der Textilfabrik-Komplex Rana Plaza in Sabhar, westlich von Dhaka, war am 24. April 2013 unter dem Gewicht mehrerer illegal aufgestockter Etagen eingestürzt. Mehr als 1100 Menschen starben, weitere werden bis heute vermisst. 2000 Menschen wurden verletzt. Die Katastrophe warf ein Schlaglicht auf die Sicherheitsprobleme in den Textilfabriken des südasiatischen Landes, das nach China weltweit die Nummer zwei der Textilproduzenten ist. Lesen Sie hier über die Textilindustrie in Bangladesch.
Der Einsturz sei "ein schrecklicher Weckruf für mehr Verantwortung der Unternehmen hier in Europa", erklärte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Jahrestag. Das deutsche Lieferkettengesetz gehe auch auf die Rana-Plaza-Katastrophe zurück. Es brauche aber noch mehr Einsatz für existenzsichernde Löhne und Geschlechtergerechtigkeit. "Der nächste Schritt muss eine starke europäische Lieferkettengesetzgebung werden."