Die Agrarmarkt Austria Marketing erhöht die Schlagzahl ihrer Kontrollen. Bis Ende des Jahres 2023 soll die Menge der externen Betriebsprüfungen von bisher 20.000 auf 22.000 ausgeweitet werden, kündigte AMA-Marketing-Chefin Christina Mutenthaler-Sipek am Donnerstag bei einer Pressekonferenz an. Ergänzt werden die Kontrollen um etwa 1000 sogenannte "Spot-Audits", das sind unangekündigte Visiten, die die AMA aus ihrem eigenen Budget stemmt.
Damit setze man Schritte, um das "schon sehr engmaschige Kontrollnetz" weiter zu verbessern, sagte Mutenthaler-Sipek. Das Kontrollsystem der AMA kennt fünf Sanktionsstufen. Bei groben Missständen droht den betroffenen Bäuerinnen und Bauern der Ausschluss aus dem AMA-Gütesiegelprogramm, das in etwa ein Drittel aller österreichischen Agrarbetriebe umfasst. Im vergangenen Jahr wurden auf diesem Weg 59 Betriebe aus dem Siegel ausgeschlossen. "Bei groben Verstößen haben wir eine ganz klare Null-Toleranz-Politik." Es handle sich allerdings um Ausnahmen, bei einem Gutteil der Höfe stelle man keine Verfehlungen fest, betonte Mutenthaler-Sipek.
Zuletzt vermehrt Skandale in heimischen Betrieben
Die zusätzlichen Kontrollen seien Bestandteil einer Strategie, die das Tierwohl bzw. die Tierhaltung stärker in den Fokus des Gütesiegels rücken soll, so die AMA-Marketing-Chefin, die diesen Posten seit Beginn des Jahres bekleidet. Zuletzt hatten hierzulande vermehrt Skandale in landwirtschaftlichen Betrieben für Aufsehen gesorgt, wodurch auch Kritik an den Kontrollen der AMA-Marketing – vor allem seitens des Handels – laut wurde. Mit dem Verein gegen Tierfabriken (VGT), der auf einige dieser Fälle aufmerksam gemacht hat, sieht Mutenthaler-Sipek eine Kooperationsbasis. Allgemein wolle man NGOs zur Verhinderung von derartigen Missständen in Zukunft die Hand ausstrecken.
Den Menschen müsse aber bewusst sein, dass die AMA-Marketing keine Veterinärbehörde sei und sie daher nicht "jeden Betrieb 24 Stunden kontrollieren" könne. Und: Auch das beste Kontrollsystem sei nicht dazu imstande, 100 Prozent aller Malversationen aufzudecken. Man evaluiere die Kontrollsysteme laufend und setzte alles daran, die Effizienz zu steigern, wie man sie sich etwa von den Spot-Audits erhoffe. Finanziert werden diese aus dem Budget der AMA-Marketing, welches ungefähr 28 Millionen Euro im Jahr umfasst. Die externen Kontrollen, denen sich die Bäuerinnen und Bauern durch die Teilnahme am Gütesiegelprogramm unterwerfen, zahlen die Betriebe selbst. Zusätzlich werden – unabhängig vom Gütesiegel – aufgrund des Gesetzes behördliche Kontrollen durchgeführt.
Kluft zwischen dem Bekenntnis und Verhalten
Mutenthaler-Sipek wies ferner darauf hin, dass höhere Tierhaltungsstandards auch Mehrkosten verursachen. Derzeit beobachte man eine Kluft zwischen dem Bekenntnis zum Tierwohl und dem Verhalten vieler Konsumentinnen und Konsumenten. Vor dem Hintergrund der Teuerung sei es zwar verständlich, wenn viele Verbraucher auf billigere Produkte zurückgreifen würden. Um geprüfte Qualität von Lebensmitteln in der Breite zu verankern, müssten die Kosten aber von der gesamten Wertschöpfungskette getragen werden. "Wir müssen schauen, dass wir auch eine Wertschätzung am Markt für höhere Tierhaltungsstandards erzeugen."
Generell will die AMA-Marketing das Bewusstsein in der Bevölkerung für ihre Tätigkeiten schärfen und mehr Transparenz herstellen. Letztere schaffe man etwa mit der Einführung eines Kontrolltickers, der auf der Website "haltung.at" zugänglich ist. Wichtige Aufgabe der AMA-Marketing sei zudem die Absatzförderung. Das "Herzstück" der Tätigkeiten aber bleibe allerdings die Qualitätssicherung, so Mutenthaler-Sipek.