Die im Vergleich mit Deutschland und der Eurozone deutlich höhere Inflation in Österreich liegt laut IHS-Chef Klaus Neusser vor allem an der Gastronomie, wie er im Ö1-Radio ausführt. Das hat einerseits damit zu tun, dass den Restaurantausgaben im Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI) in Österreich eine stärkere Gewichtung zukommt, Erhöhungen wirken sich also stärker auf die Inflationsrate aus als in anderen Ländern. Andererseits hat laut Neusser die Gastronomie in Österreich stärker an der Preisschraube gedreht als in Deutschland.
Selbst von Verteuerung betroffen
Was sagt die Branche dazu? Klaus Friedl, stellvertretender Spartenobmann im Fachverband Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich sowie Branchenobmann in der Steiermark, kann die Aussage nicht nachvollziehen: "Dass wir der große Preistreiber sind, weise ich zurück." Belastet von hohen Energiepreisen und Einkaufspreisen, die sich etwa bei Öl und Milchprodukten verdoppelt bis verdreifacht hätten, würden die Betriebe eher versuchen, diese Mehrbelastungen nicht zur Gänze an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben – "weil uns sonst die Gäste wegbleiben". Im Handel und bei großen Produzenten hätten die Preise für die Gastrobranche jedenfalls deutlich zugelegt. Zusätzlich fehlt der Branche das Personal.
Lohnerhöhung im Mai
Teilweise steigen zwar die Umsätze in der österreichischen Gastronomie, wie Friedl ausführt, von den Zahlen von 2019 sei man aber weit entfernt. Und die nächste Belastung aus Unternehmersicht stehe vor der Tür: Mit 1. Mai werden die Löhne um 9,3 Prozent angehoben. Wo die Unternehmen in der aktuellen Situation am ehesten zu sparen beginnen?
Kürzere Öffnungszeiten, kleinere Speisekarte
"In erster Linie schrumpft die Qualität der Zeiten", sagt Friedl. Anders gesagt: Die Öffnungszeiten werden reduziert. Auch Betriebe, die sonntags ausgebucht wären, machen sonntags nicht mehr auf bzw. steigen beispielsweise auf eine Fünf-Tage-Woche um etc. Der zweite Hebel, bei dem angesetzt werden kann: "Das Speisenangebot wird reduziert und es wird eher auf Produkte und Gerichte gesetzt, bei denen die Gewinnspanne größer ist", erklärt Friedl. Wobei es immer individuell am einzelnen Betrieb liege, welche Sparmaßnahme einem Unternehmen helfen könne und welche Preiserhöhungen für die jeweilige Kundschaft möglich seien.