Das Verkehrsbüro hat nachgerechnet, wie sich die Preise für konkrete Urlaube in ausgewählten Hotels in vergleichbaren Reisezeiträumen entwickelt haben: So zahle ein Mallorca-Urlauber heuer Sommer für eine Woche im Viersternehotel 3331 Euro (pro Person im Doppelzimmer) – vor einem Jahr lag der Preis noch bei 2392 Euro. "Alle beliebten Reisedestinationen haben sich verteuert, besonders betroffen sind Griechenland und Spanien, zu einem kleineren Teil auch Italien, Kroatien und die Türkei", sagte Helga Freund, Vorständin beim Tourismuskonzern Verkehrsbüro Group (Ruefa Reisen, Eurotours, Austria Trend Hotels), zum "Kurier". Branchenkenner sprechen von Preisaufschlägen von 20 bis 30 Prozent – und mehr.
Um 2000 Euro mehr für den Familienurlaub
Gegenüber dem Sommer vor der Coronapandemie erreichen die Preissprünge sogar 50 bis 60 Prozent. Empfindlich teurer geworden ist etwa ein All-inclusive-Urlaub in einem Fünf-Sterne-Ressort in der Türkei. Lag der Preis für eine Woche 2019 noch bei 3440 Euro (für zwei Erwachsene und zwei Kinder), so sind es aktuell 5533 Euro pro Familie. Drei Wochen Gran Canaria waren 2019 noch um 2140 Euro zu haben, heuer muss man für die gleiche Reise mehr als 3000 Euro einkalkulieren.
Das sind die Preistreiber
Für den Preisschub verantwortlich sind der Touristikerin Freund zufolge alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette. "Fluglinien, Hotels, Transfers, Leistungsträger vor Ort – alle Partner haben die Preise erhöht. Treiber sind vor allem Rohstoffe, Wasser, Strom, Benzin und natürlich die Personalkosten."
Gregor Kadanka, Mondial-Chef und Branchensprecher der Reisebüros, führt noch einen weiteren Grund an – den lange Zeit sehr starken Dollar beziehungsweise schwachen Euro. Der Dollar sei die Leitwährung der Tourismusindustrie. Ist er hoch, wird es für Euroländer auf breiter Front teurer. Zuletzt hat der Euro zwar wieder aufgewertet, doch das wird die Teuerungswelle im Sommer nicht aufhalten. Denn die Reisebüros kaufen derzeit bereits die Kontingente für 2024 ein.
Keine Last-minute-Schnäppchen bei Flügen
Für Flugkarten zahlen die Reisenden je nach Buchungsdatum unterschiedlichste Preise. Die Höhe des Preises orientiert sich an der Auslastung im Flieger und diese steigt, je näher das Abflugdatum rückt. "Die Tickets, die zum Schluss gekauft werden, sind damit immer die teuersten", betonte Kadanka und zerstreute damit die Hoffnung auf ein Last-minute-Schnäppchen. Diese seien schon lange mehr ein Werbeschmäh als eine echte günstige Buchungsform.
Am günstigsten urlauben können aus seiner Sicht jene, die zeitlich und örtlich flexibel sind. "Mit guter Beratung und rechtzeitigem Buchen kann man günstig wegkommen", so der Reisebürofachmann. "Wer unbedingt zu einem bestimmten Datum nach San Francisco will, wird draufzahlen." Ein Flug in die USA koste aktuell um durchschnittlich 30 Prozent mehr als noch vor der Pandemie, schätzt Kadanka. Für den Einzelfall habe das jedoch wenig Aussagekraft. Denn je nach Abflugtermin könne man ein paar Hundert Euro mehr oder weniger bezahlen.
Lieferkettenprobleme bei Flugzeugen
Insgesamt seien die Flüge aber teurer geworden, auch weil die Plätze knapp seien. Noch immer stehen dem Bericht zufolge Maschinen sprichwörtlich in der Wüste, weil Ersatzteile für die Wartung fehlen – Stichwort Lieferkettenprobleme. Gleichzeitig ist die Reiselust rund um den Globus wieder erwacht – speziell auch in den USA, wo der Inlandstourismus boomt. Auch dort braucht man nun ein deutlich höheres Reisebudget. "Die Leistungen vor Ort, vom Hotel bis zum Essen im Restaurant, kosten um die 25 Prozent mehr als vor der Pandemie", hielt Kadanka fest.