Die Fahrradverkaufszahlen haben sich in Österreich in den vergangenen fünf Jahren auf hohem Niveau eingependelt: 506.000 Räder wurden im Vorjahr hierzulande verkauft, verglichen mit 2021 ein Plus von 3,2 Prozent. Der Umsatz stieg indes noch einmal kräftig um 36 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Der Grund dafür sind vorrangig E-Bikes, ist man sich beim Verband der Sportartikelerzeuger und Sporthändler Österreichs (VSSÖ) einig.
Mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro machen E-Bikes bereits 74 Prozent des Gesamtumsatzes mit Fahrrädern aus: eine Umsatzsteigerung von 36 Prozent, bei 11 Prozent Verkaufsplus.
Konsumentinnen und Konsumenten sind mit deutlich steigenden Durchschnitts-Verkaufspreisen konfrontiert: 4169 Euro legt man laut VSSÖ mittlerweile im Durchschnitt für ein E-Bike hin, um 23 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor.
Vor fünf Jahren war man noch mit 2000 Euro dabei. "Das Fahrrad wird immer hochwertiger", sagt dazu Hans-Jürgen Schoder, Sprecher der ARGE Fahrrad und CEO von Thalinger Lange (Shimano-Generalimporteur). Und Österreich ist für die Branche ein astreines Premium-Gebiet. "Alles, was hochwertiger ist, boomt hierzulande, da ist uns nur noch die Schweiz voraus, das erhöht die Durchschnittsverkaufspreise."
"Mehr Fahrkomfort und Kontrolle"
Das Bike wird zusehends elektronischer. "Es geht mehr in Richtung Fahrkomfort und Kontrolle, wie auch im Autobereich", erklärt Schoder und zählt auf: "automatische Schaltungen, die bei der Annäherung an eine Kreuzung automatisch hinunterschalten, damit man beim Wegfahren eine bessere Traktion hat, Antiblockiersysteme, Tracking-Sensoren für Verlust bzw. Diebstahl." Vom Konsumentenschutz gibt es Lob: "Die Produkte haben ein sehr gutes Niveau erreicht", sagt etwa der Leiter der Testabteilung des ÖAMTC, Steffan Kerbl, und ergänzt: "Bei dem aktuellen Fortschritt in der Technologie wird bald die Diskussion über die legislative Einstufung von E-Bikes beginnen: ab wann sie ein Kraftfahrzeug sind und wann nicht."
Starke Nachfrage von Dienstfahrrädern
Beim Umsatzplus bei E-Bikes spielt auch die starke Nachfrage von Dienstfahrrädern eine Rolle – die Branche spricht dabei von einem Finanzierungsmodell für Fahrräder, das den Kaufpreis vorzugsweise teurer Räder für Beschäftigte um 30 bis 40 Prozent senkt (Details siehe unten). "Unsere Umfragen zeigen, dass fast 80 Prozent der Fahrradhändler zumindest mehrmals im Monat, teilweise sogar täglich, nach dem Dienstfahrradmodell gefragt werden", erklärt der Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer, Michael Nendwich. Man registriere hier eine sehr deutliche Steigerung in diesem Segment, wenngleich die Zahlen von Deutschland zeigen, dass noch viel Luft nach oben ist. Das größte Potenzial für Firmenräder gebe es bei Arbeitswegen zwischen fünf und zehn Kilometern.
- Einen aktuellen Überblick und Informationen zu Förderungen von Elektrofahrrädern, Transporträdern & Co. gibt es online auf dem Umweltförderungs-Portal
- Details zur Initiative "JobRad statt Dienstauto" gibt es auf dem Portal "klimaktiv" – hier geht's zur Übersicht
"Unsere Lager sind gut gefüllt"
Auf das Problem unterbrochener Lieferketten während der Pandemie angesprochen, gibt Schoder unterdessen Entwarnung: "Unsere Lager sind gut gefüllt." Tatsächlich gibt es, wie er sagt, keine weltweit führende Fahrradmarke ohne Betriebsstätten in Asien. "Die hochwertigen, technologischen Teile kommen immer noch aus Taiwan, das Mittel- bis Niedrigpreisige aus China oder Bangladesch."