Das Ende der Energiepreis-Krise auszurufen, ist den Vorständen der E-Control noch zu früh. Aber zumindest geben Wolfgang Urbantschtitsch und Alfons Haber für den kommenden Winter eine weitgehende Entwarnung. Bei den Preisen für Strom und Gas sei Anfang des Jahres der Höhepunkt erreicht worden. Zum Jahresbeginn hatte es eine regelrechte Teuerungswelle gegeben, zeitgleich mit dem Greifen der Strompreisbremse der Regierung.

Bei einzelnen Unternehmen würden die Preise bereits wieder gesenkt. "Wir gehen davon aus, dass hier noch viele weitere Unternehmen ihre Preise nach unten anpassen werden", so Urbantschitsch. "Jetzt kann man sich durch Lieferantenwechsel wieder Geld sparen." Vorausgesetzt, man hat keine Bindungsfrist. Zahlreiche Unternehmen hatten ihre Kunden durch Kündigungen praktisch in neue Verträge gezwungen, oft in Jahresverträge.

Spannungen zwischen E-Control und Versorgern

Die Spannungen zwischen der Regulierungsbehörde und den Versorgern sind derzeit nicht gerade gering: Die E-Control prangerte vor einigen Wochen schonungslos an, dass die Preisgestaltung und die Rechnungen für Kunden intransparent und unverständlich seien. Die E-Control will es allerdings nicht beim Appell belassen – "hier gibt es noch Nachholbedarf", so Urbantschitsch –, sie fragt derzeit auch ab, welche Maßnahmen die Unternehmen jetzt setzen. Wer einen Smart Meter als Stromzähler habe, solle von seinem Recht auf eine Monatsabrechnung Gebrauch machen.

Die Preisgestaltung der Branche wird derzeit durch eine gemeinsame Taskforce mit der Bundeswettbewerbsbehörde BWB unter die Lupe genommen. Der Bericht dürfte im Juni fertig sein. Dann könnte im Markt neuer Druck entstehen. Wie sehr, ist eine offene Frage. Denn bis Mitte 2024 gilt die Strompreisbremse, über die der Staat in allen Haushalten für einen Grundpreis von 10 Cent bis 2900 Kilowattstunden Jahresverbrauch sorgt. Weil Kunden aber trotzdem für den vollen Energiepreis Abgaben und Steuern zahlen, erwartet man in der E-Control weiterhin Preissensibilität. Die Versorger unterlägen im Moment enormer öffentlicher Aufmerksamkeit.

Diversifizierung der Beschaffungsquellen

Im Sinne der Versorgungssicherheit pocht die E-Control bei den Unternehmen auf die Diversifizierung ihrer Beschaffungsquellen. So sei Flüssiggas künftig in weit größerem Umfang verfügbar. Aktuell sind Österreichs Gasspeicher zu zwei Dritteln gefüllt. "Niemand muss sich vor dem heurigen Winter fürchten", sagt Haber. Zuletzt wurden zehn Prozent weniger Gas verbraucht und knapp drei Prozent weniger Strom. Die E-Control appelliert aber weiter speziell an die Industrie, möglichst von fossilen Energieträgern wegzukommen. Den Boom bei PV-Anlagen will die E-Control in Kürze mit einem Aktionsplan unterstützen, wo am schnellsten in den Netzausbau investiert werden muss.

Der Anteil an russischem Gas ist in Österreich im EU-Vergleich noch hoch, aber von Oktober bis Dezember mengengewichtet auf 36 Prozent gesunken, nach zuvor 80 Prozent. In Europa schrumpfte der Anteil russischer Gaslieferungen 2022 auf 19 Prozent, nach zuvor 41 Prozent. Der OMV-Gasliefervertrag mit Gazprom ist laut E-Control mit "erheblichem wirtschaftlichem Risiko" für den Konzern verbunden.