Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) neigen Insidern zufolge immer mehr zu einem kleineren Zinsschritt bei der kommenden geldpolitischen Sitzung im Mai. Die Diskussionen gingen in Richtung einer Anhebung um 0,25 Prozentpunkte, obgleich die Debatte noch nicht abgeschlossen sei, sagten fünf mit den Diskussionen vertraute Insider zur Nachrichtenagentur Reuters.
Die EZB hat im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation seit Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits sechs Mal in Folge hochgesetzt - zuletzt im März um 0,50 Prozentpunkte. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt gegenwärtig bei 3,00 Prozent.
Unsicherheit weiter groß
Die Unsicherheit sei nach den Turbulenzen im Bankensektor im vergangenen Monat nach wie vor groß, sagten die Insider. Zudem müssten die bereits erfolgten Zinsanhebungen erst noch ihre volle Wirkung in der Wirtschaft entfalten. Daher sei jetzt weniger nötig, lauteten die Argumente.
Zudem nähere sich die Notenbank allmählich auf ihrem Straffungskurs dem Zinsgipfel. Die "letzte Meile" in kleineren Zinsschritten zu gehen sei daher sicherer, zumal mit dem bereits erreichten Zinsniveau das Wirtschaftswachstum gebremst werde. Dies spreche ebenfalls für ein graduelleres Vorgehen. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Die nächste Zinssitzung ist am 4. Mai.
Von Balazs Koranyi/Reuters