Die Europäische Zentralbank (EZB) kann sich im Kampf gegen die hohe Inflation auch nach sechs Zinserhöhungen aus Sicht von Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann noch nicht zurücklehnen. So wie sich die Lage aktuell darstelle, sei eine weitere Zinserhöhung im Mai sehr wahrscheinlich, sagte Holzmann in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der "Börsen-Zeitung".
Eine weitere Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte sei sicher nicht ausgeschlossen. "Die Hartnäckigkeit der Inflation spricht aus meiner Sicht derzeit für erneut 50 Basispunkte", merkte Holzmann an. Die nächste Zinssitzung der EZB ist am 4. Mai.
"Der Inflationstrend ist noch nicht gebrochen"
"Wenn wir jetzt nicht energisch genug handeln, vergrößert sich das Inflationsproblem nur weiter und wir müssen am Ende noch strikter agieren", warnte Holzmann. Das käme allen teurer zu stehen. "Man sollte auch daran denken: Wenn man das Tempo bei den Leitzinserhöhungen einmal zurücknimmt, wird es sehr schwierig, es wieder zu erhöhen", fügte er hinzu. Aber die Währungshüter müssten sich jetzt noch nicht festlegen.
Die Inflation sei sehr hartnäckig und der Inflationstrend noch nicht gebrochen, führte Holzmann aus. "Das spricht meines Erachtens dafür, dass wir weiter entschlossen handeln und die Leitzinsen weiter spürbar anheben müssen, auch über Mai hinaus." Mit dem aktuellen Zinsniveau sei die EZB am Beginn eines restriktiven Bereichs. So wird von Volkswirten ein Zinsniveau bezeichnet, das eine Wirtschaft bremst. Zinssenkungen sind aus Sicht von Holzmann auf absehbare Zeit ganz sicher kein Thema.