Weil weniger mehr war, wurde das meiste daraus. Just technische Beschränkungen sorgen Anfang der 1980er-Jahre für den Beginn einer vielseitigen Kultgeschichte. Der berühmteste Schnurrbart der Welt – er entsteht, weil in den verpixelten Videospielurzeiten Bart schlichtweg besser darstellbar ist als ein schmaler Mund. Die rote Schirmkappe am Kopf, auch sie wird zum Objekt der Begierde, verhindert, dass beim Springen etwaiges Haar animiert werden muss.
"Mamma mia" und "It’s-a-me, Mario" hallt es seit Jahrzehnten durch die buntesten aller Videospielwelten. 1981 als namenloser Zimmerer im Spiel Donkey Kong geboren, springt der pixelige Italiener 1983 erstmals als Klempner "Mario" auf die Bildschirme. Zwei Jahre später bekommt er sein vSuper"-lativ und das Spiel das fortan stilprägende "Screen scrolling".
Mario der Marktöffner
Ein schnell verständliches Spielkonzept, Koji Kondos unverkennbarer Tüt-Tüt-Tüt-Tütütütüt-Soundtrack und bunte Universen voller Schildkröten, anmutigen Schwammerlwesen und grünen Warp-Röhren tragen das Ihrige zu einem gigantischen Erfolg bei. Der nicht lange auf sich warten lässt. Mario ist von Beginn an heiß begehrt. Wohl auch ein Grund, warum sich der rundliche Klempner mit Knollennase optisch in all den Jahren nie wirklich veränderte.
Für Nintendo wird Mario, erfunden hat die Figur der junge Industriedesigner Shigeru Miyamoto, jedenfalls zum milliardenschweren Marktöffner. Erst durch den Erfolg der Spielreihe schafft der Konzern mit dem Famicom den Einstieg in den fortan rasant wachsenden asiatischen Heimkonsolenmarkt. Für die westlichen Länder wird die Konsole weiterentwickelt und tritt als Nintendo Entertainment System (NES) einen beeindruckenden Eroberungszug an. Seit damals sind die Japaner aus den Top Ten der globalen Spieleentwickler nicht mehr wegzudenken.
Nintendo wiederum weiß um die Strahlkraft seines Superstars. Und geht betont protektionistisch damit um. Nur ein paar Mal taucht Mario abseits der Nintendowelten auf. Dort zählt der Latzhosenträger dafür in diversen Erzählungen zum Inventar und glänzt als Hochspringer ebenso wie als Kartfahrer. Fast 700 Millionen mal verkaufte der japanische Hersteller laut dem Guinnessbuch der Rekorde ein Spiel aus der Mario-Reihe. Kein anderer Videospiel-Charakter sollte derlei Werte bis heute erreichen. Aus der Ikone sogenannter Jump’n’Run-Spiele wurde ein Alltagsheld.
Kosten bei 100 Millionen US-Dollar?
Der mit seinem Charme jetzt auch die Kinos vereinnahmen soll und damit abermals zum Milliardenscheffler avancieren könnte. Diese Woche lief auch in Österreich der Film "Super Mario Bros." an. Gemeinsam mit dem Animationsstudio Illumination, Erschaffer der Minions, steht freilich auch diesmal Nintendo dahinter.
Draufgänger Mario und sein vorsichtiger Bruder Luigi klempnern in Brooklyn und nicht im Pilzkönigreich, abseits dessen gibt es viel bekannten Stoff für Mario-Aficionados. Vor allem, als die beiden von einer Warp-Röhre eingesaugt und in bunte Parallelwelten befördert werden. Dort sorgt, nonanet, Koopa-Bösewicht Bowser für Ungemach. Sechs Jahre wurde an dem Film von 600 Mitwirkenden gearbeitet. Neben akkurater Animationskunst und erwartbarem Slapstick-Humor greifen die Erschaffer dabei auch vermehrt auf Musik aus Marios Geburtsjahrzehnt zurück. Budget wurde keines verraten, Schätzungen siedeln den Film in der Nähe von 100 Millionen US-Dollar Produktionskosten an.
Übrigens: Als cineastischer Hoffnungsträger mit spielerischem Hintergrund ist Mario nicht alleine. Im Gegenteil, erfährt das Genre doch nahezu einen Höhenflug. "Sonic the Hedgehog 2" und "Uncharted" starteten 2022, heuer folgten "The Last of Us" und eben "Super Mario Bros." In der Vergangenheit war derlei Zugang allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt. Ausgerechnet der sympathische Schnauzbartträger musste eine herbe Niederlage einstecken. 1993 geriet die Verfilmung von Super Mario Bros. zum Fiasko. "Sehr flache Geschichte in sehr breiten Bildern", lautete noch eine der freundlichen Kritiken.