Das Sanierungskonzept für den Autozulieferer Leoni steht. Mit Banken, Schuldscheingläubigern und Bürgen habe man sich auf ein Paket geeinigt, das einen kompletten Kapitalschnitt für die Aktionäre, einen Teilverzicht der Gläubigerbanken und die Übernahme durch den österreichischen Großaktionär Stefan Pierer vorsieht, teilte Leoni am Montag mit. Am vergangenen Mittwoch hatte Leoni über dieses Vorhaben, wie berichtet, erstmals informiert. Der Österreicher Klaus Rinnerberger (59), seit 2010 im Management der "Pierer Industrie AG", folgt als CEO auf Aldo Kamper, der Leoni jüngst verlassen hatte und neuer Vorstandschef der ams Osram AG geworden ist.
"Ich erlebe Leoni als Unternehmen mit extrem engagierten Menschen und für die Automobilindustrie unverzichtbaren Produkten", wird Rinnerberger in einer Aussendung zitiert. "In dieser spannenden wie fordernden Branche bin ich daheim." Es sei für ihn eine besondere Herausforderung, gerade in dieser Phase für Leoni Verantwortung zu übernehmen. "Ich freue mich darauf, meinen Teil dazu beizutragen, die fortgeschrittene Restrukturierung weiter voranzutreiben – das gemeinsame Ziel einer nachhaltig stabilisierten Leoni fest im Blick." Das Aufsichtsrats-Mandat wird der 59-Jährige dann abgeben.
Pierer steigt dem Konzept zufolge mit 150 Millionen Euro im Wege einer Kapitalerhöhung bei Leoni ein und soll dann alleiniger Teilhaber sein. Die übrigen Aktionäre des Anbieters von Bordnetzen gehen leer aus. Ihr Aktienvermögen wird auf null gesetzt, die Börsennotierung des Nürnberger Unternehmens zurückgenommen. Der Schritt ist dem Unternehmen zufolge auch ohne Mehrheitsbeschluss einer Hauptversammlung möglich, wenn ein großer Teil der weiteren Gläubiger dem zustimmt.
"Ausreichende Mehrheit gewährleistet"
Mit der Zustimmung von Banken, Schuldscheingläubigern und Bürgen – darunter die Länder Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie der Bund – sei eine ausreichende Mehrheit gewährleistet, um eine Sanierungsentscheidung nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz herbeizuführen.
Dem Konzept nach sollen nur etwa die Hälfte der 1,5 Milliarden Euro Schulden bei Leoni verbleiben. Der Rest wandere zu einer Gesellschaft, die der neue Leoni-Eigner Stefan Pierer kontrolliere. Die Gläubigerbanken sollen am Erfolg des Unternehmens mithilfe eines Wertaufholungsinstruments beteiligt werden.
"Bordnetz ist das Nervensystem im Automobil"
Leoni beschäftigt rund 100.000 Menschen weltweit und setzte im vergangenen Jahr rund 5,1 Milliarden Euro um. Die Sanierung war nötig geworden, nachdem ein Teilverkauf geplatzt war. Die Veräußerung der Kabelsparte hätte 400 Millionen Euro in die Kassen spülen sollen.
Leoni geht nun von einer erfolgreichen Zukunft aus. "Das Bordnetz ist das Nervensystem im Automobil", sagte Sanierungsvorstand Hans-Joachim Ziems. Das Sanierungskonzept sei geeignet, um das Unternehmen neu auf die Beine zu stellen.