Das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Francois Villeroy de Galhau, hat weiter steigende Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation signalisiert. Zwar habe die Notenbank bei den Zinserhöhungen bereits "den größten Teil des Weges der Zinserhöhungen" absolviert, sagte der französische Notenbankchef in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). "Aber wir haben möglicherweise noch ein Stück vor uns", betonte Villeroy de Galhau. Seiner Einschätzung nach gelte es nun, "die erforderliche Dauer durchzuhalten".
Die Notenbank hatte zuletzt Mitte März den Leitzins erneut um 0,50 Prozentpunkte angehoben. Allerdings hatte sie das weitere Vorgehen angesichts der jüngsten Finanzmarktturbulenzen offen gelassen.
Zuletzt hatte sich die Inflation im Euroraum deutlich abgeschwächt. Im März war die Inflationsrate auf 6,9 Prozent gesunken, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im Februar hatte die Rate noch bei 8,5 Prozent gelegen. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an, bei der sie die Stabilität der Preise als gewährleistet ansieht.
Die Kerninflationsrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, stieg im März allerdings auf 5,7 Prozent. Das ist ein Rekordniveau. Nach Einschätzung von Villeroy de Galhau besteht die Gefahr, dass die Inflation "hartnäckiger ist". Der Notenbanker wies in dem Interview auf die Bedeutung der Kerninflation hin. "Wir werden den Kampf gegen die Inflation erst dann gewonnen haben, wenn wir auch diese Kerninflation angegangen sind."