In ganz Deutschland stehen seit Mitternacht Züge, Busse und Flugzeuge still. Der 24-stündige Warnstreik führt auch in Österreich zu massiven Beeinträchtigungen im Bahn- und Flugverkehr. Betroffen sind unter anderem alle Zugverbindungen über das Deutsche Eck. Züge von und nach Deutschland werden kurzgeführt oder fallen aus. Nach Auskunft des Wiener Flughafens fallen heute auch alle Flugverbindungen zwischen Wien und München, Frankfurt, Nürnberg und Stuttgart aus. 14 Flüge nach bzw. von Graz sind ebenfalls betroffen. Ein Chaos blieb aus.
Auch der Flughafen München wurde lahmgelegt. "Es sind keine Passagiere unterwegs", sagte eine Sprecherin der Verkehrsleitung des Flughafens. Alle 785 geplanten Flüge fielen heute aus. "Es startet und landet nichts. Es ist fast ein bisschen gespenstisch." Nur ein Ambulanzflieger sei am Vormittag in München angekommen.
Mit den Warnstreiks wollen die deutsche Gewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) den Druck bei den laufenden Lohnverhandlungen erhöhen.
Auswirkungen auf Österreich
Auf der Schiene wird der Fernverkehr am Montag komplett und der Regionalverkehr größtenteils eingestellt. Bestreikt werden nahezu sämtliche deutsche Flughäfen, nicht aber der Berliner Airport. Wasserstraßen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft sind ebenfalls betroffen. Der Münchner Flughafen wurde bereits am Sonntag bestreikt, alle zwölf Flüge zwischen München und Wien fielen aus.
In Österreich hat der Streik ebenfalls massive Auswirkungen. Züge von und nach Deutschland werden kurzgeführt oder fallen aus. Betroffen sind zudem alle Zugverbindungen über das Deutsche Eck. Ein Pendelverkehr im Zweistundentakt wird eingerichtet. Fahrten können bis zu drei Stunden länger dauern. Die ÖBB ersuchen alle betroffenen Reisenden, nicht notwendige Fahrten auf diesen Strecken zu verschieben oder alternative Reisemöglichkeiten zu wählen.
Auch am Dienstag drohen Ausfälle
Auch viele Flugverbindungen mit dem Nachbarland fallen aus. Nach Auskunft des Wiener Flughafens werden am Montag alle Flugverbindungen zwischen Wien und München, Frankfurt, Nürnberg und Stuttgart gestrichen. Weiters gibt es auch einzelne Ausfälle bei Flugverbindungen von und nach Düsseldorf, Hamburg und Köln - insgesamt sind das 28 Hin- und 27 Rückflüge von und zu diesen Destinationen.
14 Hin- und Rückflüge in Graz gestrichen
Gecancelled wurden auch fast alle Deutschland-Flüge ab Graz. Davon betroffen sind die Linienflüge nach Frankfurt, München, Düsseldorf und Stuttgart. Nicht betroffen ist der Mittagsflug nach Berlin, erklärt Wolfgang Grimus, Pressesprecher des Flughafens Graz, auf Anfrage der Kleinen Zeitung. "In Summe sind es 14 Hin- und Rückflüge, die wir heute streichen mussten." Grundsätzlich soll morgen wieder planmäßig geflogen werden. "Wobei die Vergangenheit gezeigt hat, dass es immer wieder zu kurzfristigen Änderungen kommen kann", sagt Grimus.
Gestrichen wurden auch die Flüge zwischen Salzburg und Frankfurt sowie Köln, ebenso alle drei Flugverbindungen zwischen Innsbruck und Frankfurt und jeweils zwei Hin- und Rückflüge zwischen Linz und Frankfurt. Allen Reisenden wird empfohlen, sich bei ihrer Airline oder ihrem Reiseveranstalter bezüglich ihrer Flugreise zu erkundigen. Eine Übersicht über aktuelle Ankünfte und Abflüge bieten auch die Homepages der jeweiligen Airlines und der Flughäfen.
Auch am Dienstag mit Einschränkungen zu rechnen
Auch am Dienstag dürften die Auswirkungen des Warnstreiks noch zu spüren sein. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn etwa werde es dauern, bis die ICE- und IC-Züge wieder dort sind, wo sie gebraucht werden. Es sei daher vor allem zu Beginn des Tages weiter mit Zugausfällen zu rechnen, teilte die Bahn mit. Auch an den Flughäfen sind Auswirkungen noch am Dienstag möglich.
Ob noch weitere Streiktage bevorstehen, ist unklar. Der heutige Ausstand ist eine länger geplante, aber zunächst einmalige Aktion der beteiligten Gewerkschaften. Verdi will mit dem Warnstreik den Druck auf die Kommunen und den Bund erhöhen. Wenn sich beide Seiten in Potsdam einigen, könnte die EVG mögliche weitere Bahnstreiks nicht mehr im Schulterschluss mit Verdi machen. Angesichts der konfrontativen Situation sind weitere Ausstände auch im öffentlichen Dienst aber nicht vom Tisch.
Die Eisenbahnergewerkschaft EVG hat den Warnstreik jedenfalls verteidigt und vor neuen Ausfällen in den Osterferien gewarnt. "Es hängt davon, ob der Bahnvorstand bald ein ordentliches Angebot vorlegt," sagte EVG-Vorsitzende Martin Burkert der Zeitung "Augsburger Allgemeinen" (Montagausgabe) laut Vorabbericht. Die Gewerkschaft strebe aber Warnstreiks in der Urlaubszeit über Ostern nicht an.
"Hat es seit 1992 nicht mehr gegeben"
Man sei zu einem umfassenden Arbeitskampf in der Lage, wenn die Forderungen der Gewerkschaft nicht erfüllt würden, sagte Verdi-Chef Frank Werneke der "Bild am Sonntag". Einen unbefristeten Streik im öffentlichen Dienst wünsche sich niemand. "Ich hoffe, die Arbeitgeber lassen es nicht so weit kommen", sagte der Gewerkschaftschef. Der gemeinsame Arbeitskampf mit der Eisenbahngewerkschaft EVG im Verkehr werde seine Wirkung nicht verfehlen. "Einen solchen Streik hat es seit 31 Jahren nicht gegeben", sagte Werneke. "Lieber ein Tag, an dem sich in Deutschland nichts bewegt, und dann ein für die Beschäftigten akzeptables Tarifergebnis als ein Scheitern und in der Folge wochenlange Auseinandersetzungen, von denen die Bevölkerung am Ende viel stärker betroffen ist."
Kampf um mehr Lohn bei Bahn und Bus
Die EVG verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei 50 Bahn- und Busunternehmen, für die sie 12 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr will. Verdi verhandelt für die etwa 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, unter anderem auch für die Beschäftigten des Nahverkehrs und an Flughäfen. Die Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr, mindestens aber 500 Euro monatlich.
Unter angespannten Vorzeichen treffen heute in Potsdam Verdi und der Beamtenbund dbb erneut auf die Kommunen und den Bund. Hier beginnt die dritte Verhandlungsrunde für 2,5 Millionen Beschäftigte. Die Verhandler sind noch weit voneinander entfernt, eine Einigung in den folgenden Tagen ist aber nicht ausgeschlossen. Bei der EVG stehen weitere Verhandlungen mit den verschiedenen Bahnunternehmen ab Mitte der Woche an. Mit der Deutschen Bahn soll erst nach Ostern weiterverhandelt werden.