Das von Österreich aus gesteuerte BMW-Geschäft läuft im Gegensatz zum gesamten Automarkt auf vollen Touren. Abgesehen von kleinen Ausnahmen gab es 2022 keine Bremsspuren. Weder im vom Salzburg aus dirigierten Vertrieb auch in Zentral- und Südosteuropa noch im größten Motorenwerk des Konzerns, in Steyr. Starke Auto-Verkäufe und eine deutliche Steigerung der Motorenproduktion ließen den Umsatz auf die neue Rekordmarke von 7,558 Milliarden Euro hinaufschnellen. Das war praktisch eine glatte Milliarde Euro mehr als im Jahr zuvor. Gerade acht Millionen Euro fehlten dafür. 2,4 Milliarden Euro davon trug das Geschäft in Zentral- und Südosteuropa bei - plus 28 Prozent.
Die beiden Chefs - Christian Morawa für die BMW Group in Salzburg und Klaus von Moltke für das Motorenwerk Steyr - freuen sich über die Zahlen. Auch, weil man als Premiumhersteller im österreichischen Markt mit einem hohen Marktanteil auf dem "sensationellen" dritten Platz liege. Während der Gesamtmarkt mit zehn Prozent Minus auf 215.050 Neuzulassungen in Österreich voll im Rückwärtsgang war, hatten die Bayern mit 16.316 Pkw 4,4 Prozent Plus. Bei Motorrädern und dem Mini konnte man sich dem allgemeinen Markttrend dagegen nicht entziehen.
Sehr hoher Auftragsstand
Morawa berichtet über eine extrem starke Nachfrage im Elektrosegment. Die sei im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent gestiegen. Mehr als jedes zehnte verkaufte E-Auto in Österreich war ein BMW oder Mini. Man sei auch mit einem sehr hohen Auftragsstand ins laufende Jahr gegangen, so beide im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.
Von Moltke zeichnet in Steyr für die größte Transformation in der Geschichte des oberösterreichischen Standortes verantwortlich. Eine Milliarde Euro investiert der Konzern in zwei neue Fertigungslinien für Elektromotoren, die ab 2025 in der sogenannten "Neuen Klasse" verbaut werden.
"High Performance Maschine"
Wurden für BMW-Stromer bisher die "normalen" Modelle mit E-Antrieben ausgerüstet, ist die "Neue Klasse" erstmals völlig aus der E-Mobility-Sicht konstruiert. Sogar Fotos von "verkleideten" Autos sucht man im Netz noch vergeblich. Ein völlig neu konstruierter und aus der E-Motorenpalette herausstechender Supermotor - "High Performance Maschine" nennt ihn von Moltke - soll in der E-Mobility überhaupt ein neues Kapitel aufschlagen. "So einen Antrieb gibt's auf der Straße noch nicht," sagt er. Der Motor werde in Bezug auf Effizienz und Leistung Maßstäbe setzen, eingesetzt wird er in den Top-Sportmodellen. "Wir sind sehr stolz, den hier in Steyr entwickelt zu haben."
Die aktuelle Motoren-Bilanz aus Steyr zeigt insgesamt noch hohe Drehzahlen bei den Verbrenner-Aggregaten, nur der Diesel läuft sehr untertourig: Genau 1.121.814 Motoren verließen 2022 das Werk, 30.949 Stück mehr als 2021. 830.142 Benzinmotoren (plus 12,7 Prozent) wurden gefertigt sowie 291.672 Dieselmotoren (minus 17,7 Prozent). Ab 2025 werden in Steyr 600.000 E-Motoren produziert, parallel zu den Verbrennern.
BMW Steyr beschäftigt 4500 Mitarbeiter, 5260 sind es in Österreich in der BMW Group. Der Zuwachs von 140 Mitarbeitern erfolgte vor allem in Steyr. Die gesamte BMW Group Österreich hat etwa 8000 Mitarbeiter.
Claudia Haase