Ganz im Zeichen der zukunftsfitten Arbeitswelt stand das 30. Konjunkturforum der Kärntner Raiffeisenbanken und der Kleinen Zeitung am Donnerstag im Casineum Velden. "Wir wählen immer ganz bewusst ein Thema, das der Wirtschaft unter den Nägeln brennt", sagte Peter Gauper, Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank Kärnten. Denn die Einstellung zur Arbeit habe einen starken Wandel erlebt. Das betonte auch Kleine-Zeitung-Geschäftsführer Thomas Spann, der erklärte: "Wir packen Themen an, die die Zukunftsfähigkeit von Regionen ausmachen."
"In einer Welt, in der du alles sein kannst, sei einfach nett." So startete der Unternehmer und Gründer von Whatchado, Ali Mahlodji, seine Keynote. Er versuchte zu vermitteln, was junge Menschen heute motiviert und wie Chefs ihr Führungsverhalten verändern müssen, um erfolgreich in der Mitarbeitergewinnung zu sein. Den Unternehmerinnen und Unternehmern im vollen Saal erklärte er, sie seien nicht Microsoft oder Google, hätten aber wie diese ein Problem mit dem Thema New Work. "Wir sind schlecht darin, Zukunft neu zu denken. Wie wird die Zukunft? Geben wir Beziehungen eine Chance, oder sagen wir beim ersten Scheitern, das wird eh nichts mehr?"
Unternehmen als Lebensabschnittsbegleiter
Unternehmen bräuchten eine neue Wir-Kultur. Die Kunst als Führungskraft heute sei es, professionelle Empathie zu vermitteln, in einem Zeitalter der "Ent-Täuschungen". Die große Chance für Unternehmen sei es, sich vom Jobverteiler zum Lebensabschnittsbegleiter zu transformieren. Dazu müsse man sich als Führungskraft die Frage stellen: "Kenne ich das Potenzial der Menschen um mich herum?" Und es gehe darum, zu erkennen, dass eine Zeitenwende anstehe. "Lebenszeit ist die neue Währung", erklärte Mahlodji. Weshalb Unternehmen Freizeit anstatt Geldoptionen bieten würden, es Papazeiten gebe, keine All-in-Verträge und Überstundenpauschalen oder geteilte Führungspositionen für eine größere Anzahl von Mitarbeitern. "Wir müssen die Businesswelt mit den Wünschen der Bewerberinnen und Bewerber vernetzen."
Und Mahlodji sieht die "moderne" Führungskraft quasi an der Seitenlinie als Coach, der vorlebt, sich um die Mitarbeiter kümmert und Vertrauen in ihre Arbeit hat. Als Vergleich brachte er das Bild eines Kindes, das gehen lernt und von seinen Eltern gelobt wird.
Und was braucht die Zukunft in Unternehmen? Fehlerkultur, Neugierde und Lernlust der Mitarbeiter, eine Kultur des Hinterfragens und Experimentierens. "Bevor etwas schön wird im Leben, ist es immer anstrengend. Wir müssen wieder lernen, Menschen mit dem Herzen zu führen, um sie an uns zu binden", gab Mahlodji den Firmenchefs und Führungskräften im Saal mit auf den Weg.
Auch Finanzmarktexperte Peter Brezinschek versprühte in seinem Referat Zuversicht: "Ich erwarte eine deutliche Entspannung ab der zweiten Jahreshälfte 2023 und für 2024. Die Störungsfront zieht ab, und es wird wieder heller."