Von London nach Birmingham soll man in 45 anstelle 82 Minuten gelangen, die Zugfahrt von London nach Manchester nur mehr 67 Minuten statt 127 Minuten dauern. Die britische Hochgeschwindigkeitsstrecke „High Speed 2“ gilt als eines der größten europäischen Infrastrukturprojekte. Dessen prognostizierte Kosten sich mittlerweile auf mehr als 105 Milliarden Pfund belaufen. Tendenz steigend.
Dafür werden die Züge auf der Strecke bis zu 360 Kilometer pro Stunde zurücklegen, zwischen London und Birmingham sollen gar 400 km/h möglich sein. Mit 300.000 täglichen Passagieren rechnet die Betreibergesellschaft HS2 Limited nach der Fertigstellung der Strecke. Bis dorthin dauert es aber noch. Bis 2030 soll der erste Abschnitt fertig sein, bis 2040 könnte High Speed 2 fertiggebaut werden.
Weichen aus Zeltweg, Schienen aus Donawitz
Dafür mitverantwortlich zeichnet mit der Voestalpine auch ein heimisches Unternehmen. Dessen Tochter Voestalpine Railway Systems, globaler Marktführer für Bahninfrastruktursysteme und Signaltechnik, zog in Großbritannien nämlich ihren bisher größten Einzelauftrag an Land. Und zwar in Höhe von 237 Millionen Euro (210 Millionen Pfund).
Geliefert wird dafür „Hardware“ – etwa 320 Weichensysteme – ebenso wie „Software“ für die digitale Überwachung der Strecke. Diese zeichnet künftig den Zustand der Infrastruktur permanent auf und meldet Abweichungen in Echtzeit.
Aus steirischer Sicht besonders spannend: Das unternehmerische Herz der Railway Systems schlägt in Leoben und Zeltweg. So sollen Weichen, Weichenantriebe und das Know-how der verbauten Monitoringlösungen aus dem Murtal kommen, die Schienen werden aus Donawitz nach London geliefert.
Erste ägyptische Hochgeschwindigkeitsstrecke
Großaufträge konnte die Bahnsparte der Voestalpine dieser Tage indes nicht nur in Großbritannien einsammeln. So liefert die Railway Systems für rund 220 Millionen Euro Weichen und geschweißte Schienen an die australische Sydney-Trains. In Ägypten ist die Voest wiederum am Bau der ersten Hochgeschwindigkeitsstrecke beteiligt.
260 Weichen werden für die „Green Line“ geliefert, die bereits 2025 in Betrieb genommen werden soll. Auftragsvolumen? 42,5 Millionen Euro. Zugleich schloss die Voestalpine ein Joint Venture mit den ägyptischen Staatsbahnen, um künftig in Kairo gemeinsam Hochleistungsweichen zu fertigen. Und für das Straßenbahnnetz im bosnischen Sarajevo produziert die Railway Systems 3000 Tonnen Schienen. Der Gesamtprojektwert beläuft sich dort auf 20 Millionen Euro.
„Wir liefern Schienen, Weichen, Befestigungen sowie Signaltechnik aus einer Hand und können damit maßgeschneiderte Bahninfrastruktur anbieten“, meint Voest-Vorstand Franz Kainersdorfer das Erfolgsrezept zu kennen. 7200 Beschäftigte zählt die Railway Systems heute, 1500 davon in Österreich.