Klingt attraktiv, machen wir aber trotzdem nicht: So blicken viele junge Frauen auf eine Ausbildung oder ein Studium in Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften. 40 Prozent fürchten laut einer Studie Schwierigkeiten und Überforderung in der Ausbildung.
Vor allem die Vorbilder im direkten Lebensumfeld fehlen, wie Lehrerinnen und Familienmitglieder, aber auch aus der Wirtschaft.
Dabei stärkt ein höherer Frauenanteil in Tech-Jobs die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen bzw. von ganz Europa, wie eine aktuelle Studie von McKinsey zeigt: Europas Bruttoinlandsprodukt würde sich um bis zu 600 Milliarden Euro erhöhen, wenn es den 27 EU-Mitgliedsstaaten gelingt, den Frauenanteil in der Technik bis 2027 auf etwa 45 Prozent zu verdoppeln.
Der Halbleiterproduzent Infineon ist einer jener Konzerne, die die Bilder im Kopf umdrehen, die Stereotype aufbrechen wollen. Wie die folgenden Beispiele zeigen, gelingt das ziemlich gut.
Tanja Zimmermann (55), promovierte Physikerin, leitet in Villach ein 200-köpfiges Team für die Fertigung von der Energiesparchips, die weltweit im Einsatz sind.
Elisabeth Edlinger (43), startete während ihrer Karenz das FH-Studium "Systems Engineering", auch mit finanzieller Unterstützung des AMS-Programms "Frauen in die Technik". Über ein Praktikum kam sie 2016 zu Infineon. Berufsbegleitend absolvierte sie zusätzlich noch den Master in "Industrial Engineering & Management" und leitet heute ein achtköpfiges Team in der Einzelprozesstechnik. Ihre Abteilung betreut und optimiert Prozesse von rund 200 Anlagen in der Halbleiterfertigung.
Nicole Rikmanspoel (51), gebürtige Niederländerin und studierte Chemikerin, startete ihre Karriere 2018 bei Infineon in Linz. Nach vier Jahren übernahm sie die Teamleitung für Fehleranalyse und Qualitätsexzellenz. Mit ihrem Team sorgt sie dafür, dass die weltweit vertriebenen Radarchips für Fahrerassistenz-Systeme in perfekter Qualität das Haus verlassen. Radar-Sensoren machen das Autofahren sicherer und komfortabler. Etwa als Abstands-Tempomat, beim Spurwechsel oder als automatisches Notbremssystem.
Chiara Egarter (20), ist eine der Pionierinnen im Modell "Lehre und Studium". Gleich nach der AHS-Matura vor drei Jahren startete sie bei Infineon in Villach. Parallel zur Doppellehre "Prozesstechnik und Elektrotechnik" studiert sie "Systems Engineering" an der Fachhochschule. "Ich kann Handwerk und digitales Wissen verbinden und verdiene mein erstes Geld, während ich studiere. Ich schätze die Arbeit im Team und die vielfältigen Karrierechancen in einem internationalen Konzern. Englisch lernt man hier quasi nebenbei."
Rabia Dogan (35), die in Schweden Elektronikingenieurwesen studiert hat, leitet die Abteilung "Digital Design Automotive Radar Development" bei Infineon in Graz. Nachdem sie im belgischen Mikroelektronik-Zentrum Imec und in der Halbleiterindustrie gearbeitet hat, kam sie vor fünf Jahren zu Infineon. Dogan ist eine der Gründerinnen der "Women in Engineering"-Community in Graz.
Alexandra Schlemitz (31), leitet ein global aufgestelltes, fünfköpfiges Team, das sich um Datenfreigaben und das Zusammenspiel von unterschiedlichen Datenmanagement-Lösungen kümmert. "Ich schätze die Themenvielfalt und das globale Umfeld, in dem wir agieren. Ich lerne nie aus." Berufsbegleitend studiert Schlemitz Wirtschaftsingenieurwesen.
Jo-An Barcelita (44) hat Elektronik und Kommunikationstechnik an der Universität von San Carlos auf den Philippinen studiert. 2006 startete sie bei Infineon in Villach als Testingenieurin im Automotive Bereich. Vor drei Jahren übernahm sie Leitung eines der Testteams für Gleichspannungswandler in Telekommunikationsanwendungen, Stromverteilungsnetzen, Automobil-, Industrie- und Consumer-Elektronik-Geräten.
Silvia Larisegger (37) arbeitet am Kompetenzzentrum Automobil- und Industrieelektronik (KAI GmbH), einem Tochterunternehmen von Infineon Austria. Sie sitzt an der Technischen Uni Wien und leitet dort eine Forschungsgruppe im Bereich Elektrochemie und Analytik. Schwerpunkt der Forschung ist die Untersuchung des Materialverhaltens unter korrosiven Bedingungen.
Alina Absmeier (43) ist Modul-Leiterin in der Produktion in Villach. Nach dem Doktorat in der Technischen Chemie in Wien und Erfahrungen in der Industrie kam sie 2007 in die Infineon-Chipproduktion. Seit 2018 leitet sie eines der größten Teams in der Fertigung und ist für 300 Mitarbeiterinnen verantwortlich. "Wir sind der Motor in der Fertigung und bewegen täglich mehr als 120.000 Wafer."
Barbara Winkler (48), startete nach dem Abschluss des FH-Studienzweigs Elektronik 2004 bei Infineon im Automotive Bereich, wo sie Projekte in der Sensorchip-Entwicklung verantwortete. Seit Anfang 2022 ist sie Projektleiterin für Produkte in der Hochfrequenz-Kommunikation, wo Chips zum schnellen Datentransfer in 5G-Telekommunikationsnetzen und auch integrierte Sendemodule basierend auf dem neuen Halbleitermaterial Galliumnitrid entwickelt werden.