Die Europäische Zentralbank (EZB) wird wegen der anhaltend hohen Inflation wohl auch nach März von ihrem Zinserhöhungskurs nicht abrücken. Das legen jetzt zumindest zwei prominente Einschätzungen nahe. 

Einerseits jene von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane. "Die aktuellen Informationen über den zugrund eliegenden Inflationsdruck deuten darauf hin, dass es angemessen sein wird, die Zinsen nach unserer März-Sitzung weiter anzuheben", sagte Lane am Montag in einem Vortrag am Trinity College in Dublin laut Redetext.

Insgesamt zeige das Wärmebild (Heatmap) für die Teuerung an, dass der Inflationsdruck weiterhin stark sei. "Doch es gibt Anzeichen für eine Abschwächung", fügte er hinzu.

Fokus auf Lohnwachstum

Jüngste Beobachtungen legten nahe, dass von der Energieseite ausgehend der Preisdruck nachlasse. Gleiches gilt Lane zufolge auch für andere Rohstoffe. Auch von der globalen und heimischen Wirtschaftstätigkeit sowie von angebotsseitigen Engpässen gehe weniger Preisdruck aus. Dagegen weisen Lane zufolge Indikatoren für die Kosten im Zusammenhang mit Lebensmitteln sowie die Arbeitsmarktentwicklung auf einen stärkeren Druck hin. Dabei nannte der Chefvolkswirt insbesondere das Wachstum der Löhne. Um die zugrunde liegende Teuerung abschätzen zu können, müssten die jüngsten Lohnentwicklungen genau beobachtet werden, merke er an.

Auch Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann rechnet angesichts einer anhaltend hohen Inflation im Euroraum heuer noch mit einer ganzen Serie kräftiger Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Er gehe davon aus, dass sich die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, im ersten Halbjahr nicht wesentlich abschwäche und auf aktuellem Niveau bleibe.

"In diesem Fall erwarte ich, dass wir die Zinsen in diesem Jahr noch viermal um einen halben Prozentpunkt erhöhen", sagte der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank dem "Handelsblatt" in einem am Montag veröffentlichten Interview.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen seit Juli 2022 bereits fünfmal in Folge angehoben – um insgesamt 3,00 Prozentpunkte. Die nächste Zinssitzung der Euro-Notenbank ist am 16. März. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat eine weitere Erhöhung der Sätze um 0,50 Prozentpunkte auf dann 3,5 Prozent in Aussicht gestellt. Wie es mit dem Zinserhöhungskurs danach weitergehen soll, ist allerdings noch unklar.