Es war der große Reisehunger der Menschen im vergangenen Sommer, der den Austrian Airlines genug Auftrieb für das gesamte Jahr gab, um mit einem Mini-Gewinn abzuschließen. Ein Jahresergebnis, "das nicht mehr in der Firmenfarbe leuchtet", also in roten Zahlen, wie es AUA-Chefin Annette Mann ausdrückt, das war das wichtigste Ziel nach den dramatischen beiden Vorjahren der Lufthansa-Tochter. Was mit einem Betriebsergebnis von drei Millionen Euro gelungen ist. "2023 wollen wir deutlich in der Gewinnzone landen", so Mann.
Was bedeutet, dass die Lufthansa-Tochter weit besser unterwegs sein will als 2019. Damals hatte sich fast ein halbes Dutzend Airlines in Wien einen nahezu ruinösen Preiskampf geliefert. Bei der Gewerkschaft und dem Betriebsrat Bord weckt die verbesserte Situation bereits Begehrlichkeiten. Am Dienstag gibt es eine Betriebsversammlung, die auch zu Flugausfällen führen könnte.
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Der AUA-Vorstand ist um Beruhigung bemüht, er sieht sich nach einer Reihe von Sonderzahlungen über insgesamt 3000 Euro netto sowie der vorzeitigen Beendigung aller Gehaltsverzichte ab Jahresbeginn nicht unter Zugzwang. "Bis zu den regulären Gehaltsverhandlungen im Oktober ist es ja nicht mehr lange hin", so Finanzchef Francesco Sciortino.
Dass die AUA 2022 wieder Rückenwind hatte, war spätestens mit der vorzeitigen Komplettrückzahlung der Staatshilfe klar. Das Betriebsergebnis (adjusted Ebit) 2021 war noch bei 249 Millionen minus gelegen. Sogar 319 Millionen Euro minus waren es 2020. 2019 betrug das Ergebnis 19 Millionen Euro plus.
Tickets um bis zu 20 Prozent teurer als vor Corona
Zu Beginn der Pandemie war man im Lufthansa-Konzern von vier Jahren Krise ausgegangen. Was ermöglichte bei der AUA die deutlich frühere Rückkehr in die Gewinnzone? Die Rückkehr der Passagiere und ihre Bereitschaft, höhere Ticketpreise zu zahlen. Die 2020 beschlossene Stilllegung von 20 eher unrentablen Flugzeugen zahlte sich auch aus. Heute ist die AUA mit 63 Jets unterwegs – angesichts der massiv gestiegenen Kerosinpreise ein Kostenvorteil. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Airlines versank die AUA im Sommer 2022 auch nicht im Chaos.
"Die Ticketkosten waren 15 bis 20 Prozent höher als vor Corona", erläutert Vertriebsvorstand Michael Trestl. Dabei seien die Kerosinkosten, die 35 Prozent der Gesamtkosten ausmachten, nicht zur Gänze in den Ticketpreisen untergebracht worden. Weiteres Drehen an der Preisschraube soll nicht erfolgen: "Wir gehen aktuell von einer stabilen Entwicklung bei den Ticketpreisen aus", so Trestl.
Flottenerneuerung als Dauerbrenner
Von den Billigairlines sind nur mehr zwei geblieben, die Ryanair kündigte mehrfach an, die AUA als Platzhirsch ablösen zu wollen. Ohne darauf einzugehen, sagt Trestl: "Wir werden unsere Position in Wien ausbauen." Das soll auch mit neuen Fliegern gelingen. In Kürze werden die letzten beiden der vier neuen A320neo in Dienst gestellt.
Die seit Jahren größte Investitionsentscheidung für die AUA dürfte gerade in Frankfurt gefallen sein: die Erneuerung der teilweise fast 30 Jahre alten Langstreckenflotte. Der Konzern hatte Donnerstag den Kauf 22 neuer Langstreckenjets bekannt gegeben. Dass die AUA dann ihre neun Boeings – sechs 777er und drei 767er – ersetzen kann, will Mann offiziell noch nicht bestätigen: "Es gibt keine formale Entscheidung." Die falle aber demnächst. Die Flottenerneuerung ist seit Jahren ein Dauerbrenner. Dabei ist die Langstrecke ein Gewinnbringer für die AUA, vor allem Richtung Nordamerika. Aktuell wird auch das Programm nach Asien wieder stark aufgestockt.
Claudia Haase