Eine Recherche des internationalen Konsortiums investigativer Journalisten (ICIJ), an der auch der ORF, "profil" und "Der Standard" beteiligt sind, hat ergeben, dass Öko-Gütesiegel für Holz auch an Unternehmen vergeben werden, die sich nicht an Umweltstandards halten. Auch österreichische Unternehmen werden in dem Zusammenhang genannt.

In Rumänien gab es im vergangenen September wie berichtet mehr als hundert Hausdurchsuchungen, darunter auch bei einer Tochterfirma des Tiroler Holzkonzerns Egger. Das Tiroler Unternehmen betont jedoch, dass sich der Verdacht in Rumänien nicht gegen Egger gerichtet habe, sondern gegen Zulieferer.

Auch der Bretterproduzent Schweighofer HS Timber hat auf Vorwürfe in der Vergangenheit bereits reagiert. Man lasse sich von den nun beschuldigten Firmengruppen in Rumänien nicht mehr beliefern, sagte der Schweighofer-Nachhaltigkeitsverantwortliche Michael Proschek-Hauptmann im "Morgenjournal".

Greenwashing

Für Ursula Bittner von der Umweltorganisation Greenpeace zeigt das Beispiel Egger dennoch, "dass ein Unternehmen für illegalen Holzanschlag verantwortlich sein kann, für Korruption und dennoch mit einem grünen Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnet werden kann", wie sie im Ö1-"Morgenjournal" sagte. Ihre Kritik richtet sich gegen das weltweit größte Gütesiegel für nachhaltige Waldbewirtschaftung, das FSC-Zertifikat (Forest Stewardshop Council).

"Die aktuellen Ergebnisse des Recherchenetzwerks sprechen eine klare Sprache: FSC ist nicht vertrauenswürdig", erklärte Bittner in einer Aussendung. Im Österreichischen Umweltzeichen wird bisher FSC herangezogen, um nachhaltige Forstwirtschaft nachzuweisen. "Ministerin Gewessler muss hier die Reißleine ziehen und diesem Greenwashing im staatlichen Umweltzeichen und bei der öffentlichen Beschaffung ein Ende setzen", fordert die Umweltschützerin.

FSC weist Vorwürfe zurück

Marc Jessel, Integritätsbeauftragter bei FSC, wies den Greenwashing-Vorwurf von Greenpeace im "Morgenjournal" zurück: "Wir haben weltweit 52.000 Zertifikate im FSC-System und es ist ganz klar, dass wir in keiner Weise illegal geschlägertes Holz in unseren Lieferketten zulassen. Wenn das passiert, reagieren wir scharf, aber ich denke, solche Vorkommnisse sind Ausnahmeereignisse und keineswegs die Regel."

In der österreichischen Waldwirtschaft ist laut "Standard" vor allem PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) aktiv. PEFC-Kommunikationsleiter Thorsten Arndt betonte, seine Organisation entwerfe die Standards für Waldbewirtschaftung auf Grundlage des Stands der Wissenschaft. Selbst die UN nutze PEFC als Indikator für ihre Sustainable Development Goals und das Biodiversitätsabkommen.

Der grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz forderte in einer Aussendung einheitliche EU-weite Schutzstandards für Wälder. SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr verlangte strengere Importkontrollen für Holz.