Eine hohe Nachfrage nach Krediten und das höhere Zinsniveau haben der Erste Group im Geschäftsjahr 2022 zu einem besseren Ergebnis verholfen. Unterm Strich bleibt ein Gewinn von 2,16 Milliarden Euro – nach 1,92 Milliarden Euro im Jahr 2021. Das Kreditvolumen der Kunden wuchs im Vorjahr um zwölf Prozent auf 202 Milliarden Euro. Für die Aktionäre ist eine Dividende von 1,90 Euro je Aktie geplant.
Getrieben von dem in allen Märkten der Erste Group gestiegenen Zinsniveau und der robusten Kreditnachfrage legte der Zinsüberschuss der Bank um knapp ein Fünftel auf fast sechs Milliarden Euro zu. Die Kennzahl sei "der ausschlaggebende Faktor für die starke operative Performance" gewesen, sagt Finanzchef Stefan Dörfler. "Wir profitierten nicht nur von einer positiven Ertragsdynamik, sondern konnten trotz des erheblichen Inflationsdrucks im vergangenen Jahr auch den Anstieg bei den Kosten eindämmen", so Dörfler.
Zentral- und Osteuropa sind widerstandsfähig
Unterstützung für die Ergebnisse kam auch vom wirtschaftlichen Umfeld in der CEE-Region. "Die Volkswirtschaften in Zentral- und Osteuropa haben sich als widerstandsfähiger erwiesen als angenommen", sagt Bankchef Willibald Cernko.
Neben dem Zinsüberschuss stieg auch der Provisionsüberschuss um 6,5 Prozent auf 2,45 Milliarden Euro an, gestützt von Zuwächsen bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen und in der Vermögensverwaltung. Das Betriebsergebnis legte um 16,3 Prozent auf knapp vier Milliarden Euro zu. Die Kosten-Ertrags-Quote verbesserte sich von 55,6 Prozent auf 53,4 Prozent.
Für das Jahr 2023 ist der Vorstand der Bank dank eines realen BIP-Wachstums und eines nachlassenden Inflationsdrucks in den Kernmärkten zuversichtlich. Erwartet wird ein Nettokreditwachstum von rund fünf Prozent. Für die Aktionäre ist eine Dividende von 1,90 Euro je Aktie geplant.
Wohnraumfinanzierung
Wie sich das Kreditgeschäft im privaten Wohnbaubereich entwickeln werde, könne man derzeit nicht sicher sagen. "Die Wachstumsraten der letzten drei Jahre werden wir zumindest mittelfristig nicht mehr sehen", so Cernko. Der Bankchef sieht aber auch in diesem Bereich eher eine Normalisierung, da man sich nun wieder an ein Zinsumfeld gewöhnen müsse, das es zuletzt nicht gegeben habe.
Mit den jüngst vom Finanzmarktstabilitätsgremium angekündigten Lockerungen der Wohnkreditvergaberegeln ist Cernko nicht zufrieden. "Wir beginnen jetzt mit 1. April mit diesen neuen Spielregeln, wir halten uns natürlich daran. Wir glauben aber, dass es Sinn macht, im Herbst eine Neuevaluierung vorzunehmen", weil sich die Rahmenbedingungen bis dahin völlig geändert hätten und die Gefahr, dass der Markt heiß laufen könne, dann so nicht mehr vorhanden sei.