Die österreichische Bierbranche kann mit dem Vorjahr durchaus zufrieden sein – wenn es um den Bierausstoß geht: Der Gesamtausstoß stieg um 4 Prozent auf 10,29 Millionen Hektoliter (hl). Der Inlandsabsatz legte um 5 Prozent auf 8,77 Millionen hl zu, die Exporte um 1 Prozent auf 1,52 Millionen hl. Allerdings leide die Branche derzeit unter massiven Kostensteigerungen, sagte Siegfried Menz, Obmann des Verbandes der Brauereien Österreichs und Ottakringer-Chef.
Im Durchschnitt hätten sich die Preise für Energie verdoppelt. Bei den Rohstoffpreisen sei ein Anstieg um 40 Prozent, bei den Verpackungen um 20 Prozent, bei Hilfs- und Betriebsstoffen um 50 Prozent und im Bereich Logistik ebenfalls um 50 Prozent zu verzeichnen.
Hoher Kostendruck auch 2023
"Der hohe Kostendruck wird uns auch 2023 begleiten und bildet wohl die größte Herausforderung für die heimische Brauwirtschaft in diesem Jahr. Er belastet vor allem die kleineren und mittleren Brauereien", sagte Menz. Und die Erhöhungen würden "nicht 1:1 an Handel und Gastronomie weitergegeben".
Daher erwarte die Brauwirtschaft, die eine jährliche Steuerleistung von 700 Millionen Euro erbringe, Unterstützung seitens der Politik. Die Forderungen der Brauer: Die Mehrwertsteuer auf Fassbier halbiert werden. Dies käme sowohl der Gastronomie als auch den Konsumenten zugute. Diese würden sich bei 1,5 Millionen hl Fassbier rund 40 Millionen Euro jährlich sparen. "Zweitens fordern wir die Halbierung der Biersteuer auf das Niveau der bieraffinen Nachbarländer", ergänzte Menz. "Drittens treten wir für eine Erweiterung der Biersteuermengenstaffel um Brauereien mit einem Ausstoß von 50.000 bis 200.000 hl", so der Verbandsobmann. In Tschechien betrage die Mehrwertsteuer für Fassbier nur 10 Prozent, in Österreich hingegen 20 Prozent. Bei der Biersteuer werden pro Krügel in Deutschland 5 Cent, in Tschechien 8 Cent fällig. In Österreich seien hingegen 12 Cent zu berappen.
Vor allem kleine und mittlere Brauereien würden von den Steuererleichterungen profitieren. "Wir machen kein Körberlgeld – weder mit Steuererleichterungen noch mit Preiserhöhungen", sagte Menz.
349 Brauereien in Österreich
Derzeit gibt es in Österreich 349 Brauereien, die im Verband der Brauereien vertreten sind, sagte Menz in einer Pressekonferenz. Damit seien 25 Brauereien hinzugekommen. "Es sind oft junge Menschen, die sich für das Brauen interessieren", merkte Menz an.
Wie auch in den Vorjahren führe "Lager-/Märzenbier" mit rund 6 Millionen hl und 68 Prozent Marktanteil das Ranking der beliebtesten Sorten innerhalb Österreichs an, sagte der Geschäftsführer des Brauereiverbands, Florian Berger. Dies bedeute eine Zunahme von 3 Prozent. Auch bei den anderen Biersorten zeige sich fast durchgehend ein Wachstum. "Sonstiges Vollbier" verzeichne ein Plus von 9 Prozent (plus 103.209 hl), Pils +28 Prozent (+51.713 hl), Weizen +27 Prozent (+20.791 hl) und Spezialbier von 20 Prozent (+57.456 hl). Der Absatz an alkoholhaltigem Radler stieg um 10 Prozent (+28.477 hl).
Wobei Frauen beim Bier eher verschiedene Biersorten probierten, ergänzte Menz. Nach den Lockdowns konnte zwar das Fassbier mit einem Plus von 78 Prozent kräftig zulegen. Allerdings, so Berger, "liegen wir damit noch immer um rund 18 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Die pandemiebedingte Konsumverlagerung von der Gastronomie in die eigenen vier Wände ist nach wie vor Realität".