Gut geplant geht wohl anders. Selbst bei Meta zeigen sich Angestellte überrascht über den Zeitpunkt einer Mitteilung des Chefs und Gründers. Vor allem, weil es eine mit großer Tragweite ist. Immerhin geht es um eine wesentliche Änderung des Geschäftsmodells.

Jedenfalls ließ Mark Zuckerberg am Wochenende – zunächst kurioserweise nur über die in den USA verwendbare Instagram-Funktion "Broadcast Channel" – wissen, dass der Konzern ein neues Bezahlabo teste. "Meta Verified" nennt sich dieses. Gestartet wird im Laufe der Woche in Neuseeland und Australien, später soll es laut Zuckerberg in "mehreren Ländern" ausgerollt werden. Dem Vernehmen nach sind die beiden – für Meta-Verhältnisse kleinen – Märkte nur ein Probegalopp, bevor das Abo-Modell in den USA groß ausgerollt wird und, wohl erst in ein paar Monaten, nach Europa kommt.

iOS und Android: Teureres Abo

Wer seinen Facebook- und Instagram-Account also künftig verifizieren und den blauen Haken hinter dem Konto haben will, muss zahlen. Zunächst kostet das Abo monatlich 11,99 US-Dollar. Schließt man den Kauf über die iOS- oder Android-App ab, legt man für den blauen Haken jeden Monat gar 14,99 US-Dollar auf den Tisch. Preispolitik, die auch Ausdruck eines Spannungsfelds zwischen den Techriesen ist. Meta macht Apples rigide Datenschutzpolitik für sinkende Werbeerlöse verantwortlich und wird deswegen nicht müde, auf Apples hohe Provisionen zu verweisen. Immerhin fließen satte 30 Prozent von In-App-Käufen nach Cupertino.

Jetzt aber zurück zu Mark Zuckerberg und seinem zuletzt unter Druck geratenen Meta. Für die neuen Bezahlabos verspricht der Konzern prinzipiell dreierlei: besseren Schutz vor Kontofälschungen, direkten Zugang zum Kundendienst – zu einer "realen Person" gar – und mehr "Sichtbarkeit und Reichweite".

Was auch kritische Stimmen heraufbeschwört. Die Lauteste: Meta gieße alten Wein in neue Schläuche – und verlangt dafür Geld. Denn schon bisher gab es die Möglichkeit, Konten "verifizieren" zu lassen. Zumindest, wenn man ein Konto betrieb, das öffentliches Interesse generierte. Nach dem Nutzerinnen und Nutzer also aktiv suchten, oder dessen Inhalt sich in anderen Medien wiederfand.

Die Maßnahme ist freilich auch Ausdruck von wachsendem Druck auf die Techriesen. Nach Jahren des gigantischen Wachstums sanken zuletzt die Werbeerlöse. Bei Meta etwa ging 2022 erstmals seit dem Börsengang 2012 der Umsatz retour. Besonders stark trifft der Rückgang den Kurznachrichtendienst Twitter. Dieser kam vor allem seit der Übernahme durch Tesla-Lenker Elon Musk unter Druck. Mehr als 500 Unternehmen sollen seitdem als Werbepartner abgesprungen sein. Das wiederum führte im Jänner, verglichen mit dem Vorjahreszeitpunkt, zu einer Reduktion des Tagesumsatzes von 40 Prozent, berichteten US-Medien. Die Reaktion von Twitter und Musk? Richtig geraten. Mit Twitter Blue gibt es mittlerweile ein kostenpflichtiges Premium-Abo. Und den blauen Haken.