Vor wenigen Tagen hieß es Aufatmen für Kaffeetrinker in Deutschland. Die Handelskonzerne Aldi, Kaufland und Norma senkten die Preise für gemahlenen Kaffee und ganze Kaffeebohnen deutlich. Aldi etwa vermeldete dauerhafte Preisreduktionen von bis zu 20 Prozent bei Eigenmarken. Andere großen Ketten wie Rewe, Lidl und Penny kündigten an, ihre Preise für Kaffee ebenfalls reduzieren zu wollen.
Grund für die sinkenden Preise im deutschen Handel dürfte in erster Linie der seit Herbst deutlich gesunkene Preis für Kaffeebohnen sein. Die Durchschnittspreise sind seit September 2022 ebenfalls um mehr als 20 Prozent gefallen.
Ob sich die Preisentspannung für Kaffee auf dem Weltmarkt und im deutschen Handel auch in Österreich manifestieren wird, ist indes aber nicht klar absehbar. Spar etwa gibt sich bedeckt über mögliche Preisänderungen und merkt an, dass Österreich und Deutschland hinsichtlich der Preisgestaltung nur bedingt vergleichbar seien: "In Österreich gehen die Preise ständig rauf und runter, es gibt eine hohe Aktionstätigkeit", erklärt die Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann. Deutschland hingegen habe generell ein niedrigeres Preisniveau, gleichzeitig aber auch weniger scharfe Aktionen.
Auch bei Billa-Mutterkonzern Rewe weiß man um den geringeren Aktionsanteil in Deutschland. Im Hinblick auf die Kaffeepreise werde man den Markt prüfen. Noch lasse sich nicht sagen, wie sich die Preise in Österreich entwickeln würden. Nur eines sei sicher, so der Konzernsprecher Paul Pöttschacher: "Wenn sich die Einkaufspreise nach unten bewegen, dann wird sich das auch im Verkaufspreis niederschlagen. Die Preise künstlich hochhalten geht nicht, da der Wettbewerb uns sowieso zum Handeln zwingt." Dies gelte grundsätzlich auch für Adeg-Filialen, die einer ähnlichen Preisgestaltung wie bei Billa unterliegen, durch lokale und regionale Sortimente aber unabhängiger agieren könnten, sagt Pöttschacher.
Entspannung auch bei anderen Lebensmitteln
Eine mögliche Preissenkung bei Kaffee in nächster Zeit schließt auch der Diskonter Hofer nicht aus: "Entspannt sich die Situation am Markt wieder, so werden Preisvorteile und verbesserte Konditionen umgehend in unseren Verkaufspreisen berücksichtigt."
Dass eine Preisentspannung durchaus möglich sei, habe man etwa bei Butter beobachten können, zeigt Pöttschacher auf. Schärdinger etwa hat seine Preise für Butter unlängst um 6 Prozent reduziert. Bei Milchprodukten sei generell eine Bewegung nach unten zu beobachten, meint auch Berkmann. Gut möglich also, dass bald nicht nur der Kaffee, sondern auch die Milch dazu wieder günstiger wird.
Julian Mayr