Der öffentliche Kollaps der Kryptobörse FTX hat den Bitcoinkurs im Herbst regelrecht abstürzen lassen. Und das, nachdem es bereits die Monate zuvor stetig bergab gegangen war. Doch im Jänner gab das älteste Krypto-Asset der Welt ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Der Kurs stieg von 17.410 US-Dollar am 11. Jänner 2023 auf 21.770 US-Dollar am 10. Februar 2023.

Tatsächlich hat sich rund um Bitcoin im vergangenen Monat einiges getan. Mit dem letzten Update der Bitcoin-Software wurde die Möglichkeit geschaffen, bei Bitcoin-Überweisungen zusätzliche Informationen in der Blockchain zu speichern. Gedacht war diese Funktion für Daten zu den Wallets oder Blöcken. Doch der Programmierer Casey Rodarmor hatte anderes im Sinn und veröffentlichte am 21. Jänner das "Ordinals-Protokoll". Damit lassen sich ganze Bilder in der Bitcoin-Blockchain speichern. Auch wenn die Technik dahinter deutlich anders funktioniert, kann man diese Ordinals durchaus mit den sogenannten NFT vergleichen, Kryptokunstwerken auf anderen Blockchains.

Fehlprägung

"Am ehesten kann man diese Bitcoin-NFT mit einer Fehlprägung bei Münzen oder Briefmarken vergleichen, die deshalb besonders wertvoll sind", sagt Matthias Reder Bitcoin-Experte der Grazer Kryptobörse Coinfinity. Während viele Bitcoin-Fanatiker um die Reinheit der digitalen Währung fürchten, sieht Reder in dieser neuen Entwicklung etwas Positives. "Warum sollte die sicherste Blockchain der Welt nicht auch für andere Anwendungen genutzt werden, als reine Überweisungen."

Allerdings müssten in einem weiteren Update einigen technische Probleme gelöst werden. Das Ordinals-Protokoll funktioniere wie ein digitaler Beipackzettel zu einer Überweisung, sagt Reder. "Dieser darf bis zu 400 Kilobyte groß sein. Jetzt ist ein Bitcoin-Block aber höchstens 4 Megabyte groß und wäre mit zehn solcher Bilder schon voll." Reder ist aber zuversichtlich, dass die Community eine Antwort für das Thema finden werde.

Nigeria

Bei aller Begeisterung, die durch die Ordinals ausgelöst wurde. Hierin sieht Reder nicht die Ursache für den jüngsten Kurssprung. Und auch eine zweite Theorie, die in den sozialen Medien kursiert, verwirft er. Dabei geht es um Nigeria. Dort werden zwischen 31. Jänner und 10. Februar die Banknoten ausgetauscht. Die alten Banknoten verlieren dabei ihre Gültigkeit und können zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr umgetauscht werden.

In Nigeria stehen die Menschen Schlange, um Geld abzuheben. Die Regierung tauscht die Geldscheine aus. Alte Naira-Noten verlieren den Wert
In Nigeria stehen die Menschen Schlange, um Geld abzuheben. Die Regierung tauscht die Geldscheine aus. Alte Naira-Noten verlieren den Wert © APA/AFP/AUDU MARTE

Das führte in dem Land nicht nur zu Warteschlangen vor Bankomaten, sondern auch zu einem Boom bei Bitcoin. In keinem Land der Welt wird "Bitcoin" öfter in Google eingegeben als in dem westafrikanischen Staat. "Nigeria hat eine extrem junge Bevölkerung, die der Regierung nicht richtig traut", sagt Reder. Diese würden sich jetzt mit Bitcoin beschäftigen und hätten auch keine Berührungsängste gegenüber digitaler Technologien. Das sei für das Land sicher eine positive Entwicklung, sagt Reder. "Dennoch könnte Nigeria alleine den Bitcoinkurs nicht so stark antreiben."

Zinsen

Vielmehr zeigt der Kurssprung im Jänner, wie stark Bitcoin inzwischen von den Entscheidungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) abhängt. Den ersten Kurssprung gab es am 12. Jänner als die Dezember-Inflationszahlen aus den USA eine Rückgang zeigten. Für viele Anleger war das ein Vorzeichen, dass die Fed die Zinsen nicht mehr so stark wie zuvor anheben werde. Und so kam es dann auch. Die Leitzinsen in den USA wurden um 0,25 Prozent angehoben und der Bitcoin-Kurs machte erneut einen Sprung.

"Die Fed hat damit signalisiert, dass die Phase der steigenden Zinsen sich dem Ende nähert. Für Investoren bedeutet das, dass man wieder etwas mehr in riskante Anlageprodukte investieren kann. Davon profitiert die gesamte Börse und eben auch Bitcoin", erklärt der Finanzexperte Reder. Auch er sei davon durchaus überrascht. "In Zukunft werde ich diesen Faktor genauer beachten."

Ein möglicher Grund sei wohl die weiterhin hohe Geldmenge in den USA und Europa. Denn auch wenn die Zinsen steigen, würden Fed und EZB gerade erst jetzt damit anfangen, über Anleihenverkäufe die Geldmenge wieder zu reduzieren. "Ich bin daher positiv, was die Entwicklung von Bitcoin angeht", sagt Reder. Er erinnert auch daran, dass im Frühjahr 2024 das nächste Halving bei Bitcoin ansteht. Bisher folgte wenige Monate nach dieser technischen Verknappung immer ein Kurssprung. Garantie dafür gibt es aber keine: Bitcoin bleibt eine hochriskante Anlageform.