Bei den eigenen Haustieren wird trotz Krise kaum gespart. So brachte Hermann Aigner, Geschäftsführer der Heimtierbedarf-Kette Fressnapf in Österreich, das abgelaufene Geschäftsjahr im Gespräch mit der APA auf den Punkt. Das Unternehmen mit Sitz in Salzburg, das zur deutschen Fressnapf-Gruppe gehört, setzte im vergangenen Jahr 262 Millionen Euro um, um 11 Prozent mehr als 2021. Wie schon in den vorangegangenen Jahren wuchs der Online-Handel überproportional.
Dieses Segment erzielte ein Plus von über 40 Prozent auf rund 25 Millionen Euro. Im stationären Handel betrug der Zuwachs 9 Prozent auf 237 Millionen Euro, berichtete Aigner. Er geht davon aus, dass sich auch das laufende Jahr ähnlich gut entwickelt. Auch im Jänner habe man ein deutliches Umsatzwachstum erzielt.
"Verstärktes Interesse an alternativen Proteinquellen"
Die aktuellen Ernährungstrends gehen auch am Tierfutter nicht spurlos vorüber. Wer sich selbst vegetarisch oder vegan ernährt, schaut sich auch beim Haustier nach fleischloser Kost um. Man verzeichne verstärktes Interesse an alternativen Proteinquellen, sagte Aigner. Bei diesem – wenn auch noch kleinem Segment – gehe es vor allem um Produkte, die Insekten beinhalten, meinte der Fressnapf-Geschäftsführer. Auch bei den beliebten Eigenmarken hat Fressnapf einige Produkte mit Fleischersatz eingeführt. Die Alternativen seien auch deshalb notwendig, weil durch den rückläufigen Fleischkonsum der Bevölkerung auch die Rohstoffe für Tierfutter zurückgehen. Auch bei Snacks und Nahrungsergänzungsmitteln für Haustiere ortete Aigner viel Wachstumspotenzial.
Insgesamt schauen die Österreicher beim Futter für Hunde, Katzen & Co sehr stark auf Qualität. Gespart werde beim Futter nicht, die Kunden würden aber vermehrt zu Aktionsware greifen, bemerkt man bei Fressnapf. Eher verzichten die Haustierbesitzer auf Zubehör. "Man überlegt sich, ob es die sechste Leine wirklich braucht, oder schiebt den Kauf eines neuen Bettchens etwas hinaus", konstatierte der Manager. Dass Energie teuer geworden ist, zeige sich beim nachlassenden Interesse für Aquaristik. "Dieser Bereich ist deutlich zurückgegangen", erzählte Aigner. Schließlich braucht ein Aquarium Lampen, Filter und Pumpen, die Strom verbrauchen. Dafür ist die Zahl jener Menschen, die sich Hühner im eigenen Garten halten, gestiegen. Das Sortiment habe man 2019 eingeführt, es wachse stetig.
Zwei bis drei neue Filialen geplant
Fressnapf setze auf eine starke Vernetzung von stationärem und Online-Handel, betonte Aigner. Diese Omnichannel-Strategie werde weiter ausgebaut. Für 2023 plant Fressnapf Österreich zwei bis drei neue Filialen, unter anderem geht es um die Vergrößerung bestehender Standorte. Außerdem denkt das Heimtierbedarf-Unternehmen an Konzepte für kleine Filialen in stark frequentierten Lagen und Einkaufszentren. "Da sind wir bisher gar nicht präsent", sagte Aigner. Wenn Online- und stationärer Handel gut verknüpft seien, könne man den Kunden auch auf kleineren Flächen alles bieten, was sie für ihr Tier benötigen. Fressnapf Österreich investiert pro Jahr rund fünf Mio. Euro in das Filialnetz und beschäftigt derzeit rund 1050 Mitarbeiter.
Mit der Entwicklung der im Vorjahr gestarteten App ist Aigner sehr zufrieden. Man könne den Kunden damit alle Services – etwa Reisen, Welpenschulen oder Fellpflege-Salons – bieten. Diese will Fressnapf weiter ausbauen. So soll in Kürze ein GPS-Tracker für Haustiere eingeführt werden, auch eine Überraschungsbox für Hunde und Katzen im Abo ist geplant.