Jahrelang galt Google als dominant, als wegweisend, wenn es um Anwendungen geht, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Und dann preschte im November 2022 OpenAI mit dem hauseigenen Chatbot ChatGPT vor, öffnete die Anwendung für ein breites Publikum, sammelte Millionen User ein und verschaffte dem Thema "KI" dadurch einen unerwarteten und rasanten Schub.
Jetzt will Google gewissermaßen öffentlich zurückschlagen. Per Blogpost erklärt Sundar Pichai, Boss der Google-Mutter Alphabet, die unmittelbare KI-Strategie des Konzerns. Forciert werden soll diese übrigens federführend von den wieder sehr aktiven Google-Gründern Sergey Brin und Larry Page. An vorderster Stelle steht für den Suchmaschinen-Riesen die Einführung des Chatbots Bard. Der recht unverblümt als Antwort auf ChatGPT zu verstehen ist.
Bard sucht in Echtzeit
Bard wird ab sofort für "Trusted Testers" geöffnet und soll schon in den kommenden Wochen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Technische Basis ist vorerst eine Lightvariante von Googles "Language Model for Dialogue Applications", das man seit geraumer Zeit besser als LaMDA kennt.
Also jene Form von KI, die mit besonderer Vorsicht zu genießen sei, weil sie außergewöhnlich menschliche Züge aufweisen soll, wie Googles Ex-Mitarbeiter Blake Lemoine immer wieder schildert. Dass Google vorerst die reduzierte LaMDA-Variante anwendet, liegt primär daran, dass so deutlich weniger Rechenleistung verlangt wird. Was den Chatbot schneller macht. Google begründet es auch damit, dass man so binnen kurzer Zeit mehr Nutzer ansprechen könne und dadurch mehr Rückmeldung bekommen würde. Rückmeldung, die das Sprachmodell noch akkurater machen soll.
Einen wesentlichen Unterschied zu ChatGPT, dem Elefanten im Raum, betont Pichai gleich am Beginn seines Postings: Bard wird auch das aktuelle Web durchforsten und davon lernen. ChatGPT ist ja bekanntermaßen auf Informationen beschränkt, die bis 2021 publiziert wurden.
Zugleich soll auch Googles Suchfunktion schon bald um KI-Elemente erweitert werden. Konkret geht es um KI-generierte Antworten auf konkrete Suchanfragen. Im Visier hat Google dabei vor allem Fragestellungen, auf die es "nicht die eine richtige Antwort" gibt. Nicht zuletzt ließ Pichai im Zuge der aktuellen KI-Offensive – die wohl auch bei der Entwicklerkonferenz Google I/O im Mai alles überstrahlen wird – wissen, seine großen Sprachmodelle für externe Entwickler zu öffnen.
Baidu und Microsoft legen sofort nach
Übrigens: Auch Chinas Internetriese Baidu arbeitet an einem KI-basierten Chatbot. Die Software mit dem Namen "Ernie Bot" soll im März finalisiert sein. Dann wolle man den Chatbot der "breiten Öffentlichkeit" zugänglich machen. Microsoft, wichtigster Geldgeber von OpenAI, wiederum kündigte eine Überraschungsveranstaltung für Dienstagabend an. Dort soll die Integration von ChatGPT in Microsofts Suchmaschine Bing im Mittelpunkt stehen.