Edle Tropfen ohne Alkohol verzeichnen eine steigende Nachfrage. Das zeigt unter anderem eine Studie von Marketagent. Laut dieser Untersuchung seien alkoholfreie Spirituosen, die wie Whisky, Gin und Rum schmecken, derzeit im Kommen. Alkoholfreies Bier kann man mittlerweile wohl als etabliert bezeichnen, denn Dreiviertel der Befragten gaben an, bereits Bier oder Radler ohne Promille konsumiert zu haben. 64 Prozent haben auch schon alkoholfreie Cocktails getrunken und knapp 40 Prozent alkoholfreien Sekt. Noch niedrig ist der Anteil jener, die alkoholfreie Spirituosen probiert haben, mit nur 13 Prozent. Allerdings scheint die Idee durchaus Anklang zu finden. Denn jeder Zweite bewertet sie positiv.

Maximilian Nimmervoll, Kattus
Maximilian Nimmervoll, Kattus © Markus Traussnig

Generell sind die Österreicher dem Alkohol nicht abgeneigt. Nur einer von neun in der Studie Befragten lebt völlig abstinent. Doch bei vielen scheint der bewusste Verzicht, weil man noch mit dem Auto fahren muss, am nächsten Tag früh aufsteht oder Medikamente einnimmt, zuzunehmen. Der Getränkemarkt reagiert darauf und bietet vermehrt Alternativen ohne Promille an.

Die Kattus-Borco Vertriebs GmbH hat vor Kurzem zum Beispiel seine Zusammenarbeit mit dem Zürcher Start-up "Rebels 0.0 %" bekannt gegeben. Erstmals in seiner Geschichte nimmt der Generalimporteur damit eine alkoholfreie Alternative zu klassischen alkoholhaltigen Getränken und Spirituosen in sein über 80 Marken umfassende Portfolio auf, zu dem internationale Marken wie Stroh, Corona und Laurent-Perrier gehört. Doch nicht nur im Vetrieb, sondern auch in der Produktion der Sektkellerei Kattus sind Null-Promille-Getränke ein Thema. "Für uns ist das ein sehr spannendes Feld. Wir sehen für antialkoholische Getränke eine mögliche Entwicklung, wie sie vegetarisches oder veganes Essen bereits hinter sich haben", sagt Maximilian Nimmervoll, der in der Geschäftsführung des Wiener Traditionsunternehmens für Innovation und Digitalisierung zuständig ist. Er erwartet, dass Alkohol-Alternativen wie das vegetarische Menü zu einem selbstverständlichen Angebot bei gesellschaftlichen Anlässen werden könnten. Dass das Geschmackserlebnis nicht immer dem Original entspricht, sieht er nicht als Problem. "Die wenigsten Spirituosen-Alternativen würde man pur, also on the rocks trinken. Im Cocktail kommen sie anders zur Geltung", sagt Nimmervoll.

Im Supermarkt-Sortiment

Florian Berger vom Brauereiverband
Florian Berger vom Brauereiverband © kk/Brauereiverband/keinrath

Supermarktketten wie Interspar führen seit Jahren alkoholfreie und -arme Varianten von Bier und Wein sowie neuerdings Spirituosen. "Diese Getränke sind ein wichtiger Bestandteil im Sortiment und natürlich nicht mehr wegzudenken", sagt Interspar-Unternehmssprecherin Nicole Berkmann. Allerdings bewege sich der Anteil im "niedrigen einstelligen Bereich". Mit vier bis fünf Prozent ist der Anteil bei Bier am höchsten.

"Laut unserer Verbandsstatistik ist er Anteil von alkoholfreiem oder -armem Bier noch unter zehn Prozent, wächst aber überproportional", sagt Florian Berger vom Verband der Brauereien Österreichs. Null-Promille-Varianten beschäftigen die Brauereien schon etliche Jahre. Der Druck auf die Branche sei groß, da es im alkoholischen Getränkemarkt einen sehr hohen Anteil habe. "Die Entalkoholisierungsverfahren wurden immer mehr verfeinert und mittlerweile haben wir etliche begeisterte Biertrinker, die im Sinne eines verantwortungsvollen Genusses zum Beispiel mittags oder wenn sie noch Auto fahren, alkoholfreies Bier trinken."

Geschmacksfrage

Beim Wein hat man bei den Entalkohlisierungsverfahren noch einen weiten Weg vor sich, wie Werner Luttenberger vom Weinbauverband Steiermark betont: "Wir sind noch meilenweit von einem Wein ohne Alkohol, der wie Wein schmeckt, entfernt." Die heimischen Weinbauern setzen derzeit vor allem auf eine frühere Lese. Denn wenn der Zuckergehalt niedriger ist, hat der fertige Wein auch weniger Volumensprozent. Skeptisch zeigt sich Luttenberger gegenüber Entalkoholisierungmethoden wie Vakuumdestillation. "Zum einen wird dadurch Geschmack herausgezogen und neuer, wie etwa ein sogenannter Kochton, kommt dazu", sagt Luttenberger. Das Ergebnis habe dann mit einem "echten" Sauvignon, Welschriesling oder Traminer nichts mehr zu tun. Mehr Potenzial ortet der Experte für Schaumweine.