Das Amtsgericht im deutschen Essen hat das Insolvenzverfahren über die letzte große deutsche Warenhauskette Galeria eröffnet. Das Gericht habe am Mittwoch grünes Licht für das Verfahren in Eigenverwaltung gegeben, nachdem der Sanierungsplan fristgerecht bei Gericht eingereicht worden sei, teilte das Unternehmen mit. Eigner des Warenhausriesen ist die milliardenschwere Signa-Holding des österreichischen Investors René Benko.

Die Geschäftsführung mit dem deutschen Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz könne nun die Restrukturierung des Galeria-Unternehmens fortsetzen, Frank Kebekus sei als Sachwalter für die Warenhauskette bestätigt worden. Das Restrukturierungskonzept sieht vor, Galeria mit einem Sortiment neu zu positionieren, das stärker auf die lokalen Bedürfnisse ausgerichtet sei. Dazu zähle auch eine Verzahnung von Mobile-, Online- und Filialkaufmöglichkeiten. Wie das Filialnetz künftig aussehen wird, ist weiter unklar – Gespräche mit den Vermietern liefen weiter. Geiwitz hatte im vergangenen Jahr ursprünglich angekündigt, im Laufe des Jänners werde wohl Klarheit darüber herrschen, welche der 131 Warenhäuser die Pforten schließen müssen. Nun wird dies Insidern zufolge aber wohl nicht vor März der Fall sein.

Bieter für Warenhäuser

Galeria hatte Mitte Jänner zudem erklärt, es gebe mehrere Bieter für Warenhäuser des Konzerns. Gespräche mit möglichen Erwerbern dauerten an. Auch deshalb sei weiter nicht sicher, wie viele Warenhäuser erhalten werden könnten. "Es kommt jetzt vor allem darauf an, dass auch der Investor selbst, René Benko, Verantwortung übernimmt für die Zukunft der Warenhäuser, für die Zukunft der Arbeitsplätze und damit für die Menschen bei Galeria", mahnte das bei Verdi für den Handel zuständige Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Notwendig seien ein tragfähiges Konzept und entsprechende Investitionen. Dabei sei auch Benko am Zug.

Benko steht regelmäßig im Fokus wegen seiner Immobiliengeschäfte, dem Geschäftsgebaren der Signa-Gruppe, seiner offenbaren Nähe zu Politikern und dem Vorwurf der politischen Einflussnahme in seiner Heimat Österreich. Kritik brachte ihm nicht nur der Umgang mit der Galeria Karstadt Kaufhof in Deutschland ein. Auch das Vorgehen seiner Möbelhauskette Kika-Leiner in Österreich sorgte für Kritik. Während der Coronapandemie unterstützte der österreichische Staat die Möbelhausgruppe mit mehreren Millionen Euro, zudem schickte der Möbelhändler fast alle 4200 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Hausdurchsuchungen

Erst im Herbst 2022 hatte es Hausdurchsuchungen bei der Signa-Gruppe gegeben. Die WKStA ermittelt gegen Benko wegen Verdachts der Bestechung von Ex-Öbag-Chef Thomas Schmid. Schmid wirft Benko vor, er habe ihm einen Job im Signa-Konzern angeboten, wenn Schmid im Gegenzug millionenschwere Steuerangelegenheiten für ihn "auf Schiene" bringt. Es gilt die Unschuldsvermutung, Benko bestreitet sämtliche Vorwürfe.

Benkos Imperium ist größtenteils fremdfinanziert. Der Unternehmer ist auch am Chrysler Building in New York, am Nobelkaufhaus Selfridges in London sowie am KaDeWe in Berlin beteiligt. Das Wirtschaftsmagazin "Trend" schätzt das Vermögen des 45-Jährigen auf 4,9 Mrd. Euro. Damit gehört er zu den reichsten Österreichern.

"Fokussierung, Priorisierung, Effizienz und Schnelligkeit sind die klaren Leitplanken, die nun vom Management konsequent umgesetzt werden müssen", kündigte Geiwitz am Mittwoch weiter an. Gelinge dies, habe Galeria "in Deutschland eine positive Zukunft". Sachwalter Kebekus sieht zudem "sehr gute Chancen, dass auch die Gläubigerversammlung, die voraussichtlich Ende März stattfinden wird, dem Plan zustimmen wird". Galeria muss nach der Eröffnung des Verfahrens nun auch wieder Löhne und Gehälter für die Beschäftigten selbst zahlen, das Insolvenzgeld lief in den vergangenen drei Monaten über die deutsche Bundesagentur für Arbeit (BA).

Große Bedeutung für Innenstädte

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte in Berlin, er wolle sich nicht konkret zum Insolvenzverfahren äußern. Die deutsche Regierung habe das Unternehmen in der Coronazeit indes zweimal gestützt – wegen der besonderen Bedeutung der Filialen für die Innenstädte. "Trotzdem gibt es strukturelle Probleme, die nicht aufgelöst werden konnten während dieser Unterstützungsphase", fügte er hinzu.

Galeria Karstadt Kaufhof durchlief vor mehr als zwei Jahren schon einmal ein Insolvenzverfahren. Damals waren gut 40 von 172 Filialen geschlossen worden, wobei rund 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Stellen verloren.