So mancher Weltkonzern hat Russland nach dessen Angriff auf die Ukraine fluchtartig verlassen, etwa McDonald's und Ikea. Viel mehr Betriebe aber blieben im früheren Hoffnungsmarkt. Zwei Drittel der österreichischen Firmen sind laut Kyiv School of Economics weiter dort aktiv. Nur drei von 64 genannten Firmen haben den russischen Markt verlassen, neun kündigten den Ausstieg an, 42 wollten bleiben. Österreichische Betriebe seien damit deutlich loyaler zu Russland als jene anderer Staaten, heißt es.
Der ukrainische Botschafter in Österreich, Vasyl Khymynets, appellierte jüngst, heimische Unternehmen sollten nicht weiter Wladimir Putins Angriffskrieg finanzieren, sondern Russland verlassen. Laut Auskunft der Wirtschaftskammer waren vor Beginn des Kriegs rund 650 österreichische Firmen in Russland tätig – mit Niederlassungen, Tochtergesellschaften oder Repräsentanzen.
Russland hat hohe rechtliche Hürden
"Schließungen oder ein schneller Rückzug aus dem russischen Markt sind komplexe und langwierige Prozesse, da rechtlich viele Aspekte beachtet werden müssen", heißt es nun aus der WKÖ. Russland habe hohe rechtliche Hürden für einen Rückzug erlassen. Ein Transfer von Gewinnen und Kapital nach einem Verkauf von Firmenanteilen nach Österreich wurde unterbunden, der bisweilen erhoffte schnelle Rückzug werde massiv erschwert.
Laut Außenwirtschaftscenter Moskau würden aber Geschäfts- und Produktionstätigkeiten sukzessive reduziert. Schätzungen zufolge ziehen sich 20 bis 30 Prozent der Firmen zurück. Dass eine erkleckliche Zahl sehr wohl in Russland verblieben ist, illustriert ein geplantes Event des Außenwirtschaftscenters in Moskau. Die Langlaufveranstaltung im Moskauer Umland wurde erst abgesagt, nachdem daran Kritik laut geworden war.