Der italienische Ex-Premierminister und frühere Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, ist für einen Spitzenposten in Brüssel im Gespräch. Wie die deutsche Tageszeitung "Handelsblatt" am Montag unter Berufung auf hochrangige EU-Diplomaten berichtete, soll Draghi nach dem Willen mehrerer EU-Staaten als Sondergesandter die Leitung der 300 Milliarden Euro schweren Infrastruktur-Initiative "Global Gateway" übernehmen. Auch Berlin mache sich für Draghi stark, hieß es.
Global Gateway ist das wichtigste geo-ökonomische Projekt der EU. Europa will sein wirtschaftliches Gewicht nutzen, um Chinas wachsenden globalen Einfluss zurückdrängen. Dafür sollen EU-Institutionen, Mitgliedstaaten und Privatwirtschaft eng abgestimmt große Infrastrukturprojekte in Partnerlandern umsetzen. So fänden sich auf einer Liste mit 70 möglichen Global-Gateway-Projekten, über die in Brüssel derzeit beraten werde, etwa ein Staudamm in Kamerun, eine Partnerschaft zur Förderung von Lithium mit Argentinien oder Chile und ein Unterseekabel zwischen der EU und Nordafrika, so das "Handelsblatt".
Sympathien für die Idee ...
Mit Draghi würde Global Gateway ein prominentes Gesicht und die nötige Durchschlagskraft erhalten, so das Kalkül der Diplomaten, die sich für ein Comeback des Italieners aussprechen. Kommissionschefin Ursula von der Leyen zeige Sympathien für die Idee. Aus dem Umfeld von Draghi heißt es, die Spekulationen entbehrten jeder Grundlage. Dennoch werde sein Name weiter diskutiert. Laut Diplomaten muss die kühle Reaktion des 75-Jährigen nicht heißen, dass sich dieser die Rolle nicht vorstellen kann, vielmehr sei es bisher zu früh, um sich öffentlich zu positionieren.