"Wie sollen wir uns das noch leisten?" – mit dieser Frage sind die Beraterinnen und Berater der steirischen Mietervereinigung in letzter Zeit zuhauf konfrontiert. "Jeden Tag kommen so viele Anrufe wegen der Teuerung", schildert Christian Lechner von der Mietervereinigung. Die Teuerungen belasten viele. Jetzt kommt ab April noch einmal die Erhöhung der Richtwertmieten dazu. Eigentlich wird der Richtwert alle zwei Jahre zum 1. April an die Inflation angepasst. Weil das in den Coronajahren ausgesetzt wurde, gab es 2022 eine Erhöhung und nun wieder eine.
In der Steiermark sind rund 27.000 Haushalte oder 45.000 Menschen betroffen. 8,49 Euro pro Quadratmeter fallen derzeit an. "Da sind wir in der Steiermark relativ hoch im Bundesländervergleich", sagt Lechner. Nur in Vorarlberg ist der Richtwert deutlich höher. Zu dem Wert können noch Zuschläge kommen.
Deckel für Mieterhöhung
Die Arbeiterkammer hat errechnet, dass die Richtwertmieten um 8,6 Prozent steigen. Für einen Mieter oder eine Mieterin sind das durchschnittliche Mehrkosten von rund 490 Euro im Jahr oder rund 41 Euro im Monat. Im Sinne der Mieter spricht sich die Arbeiterkammer dafür aus, dass es gesamt nur mehr eine Mieterhöhung pro Jahr gibt – und zwar "eine gedeckelte", bei zwei Prozent, sagt Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunal und Wohnen bei der Arbeiterkammer.
Auch Lechner von der Mietervereinigung spricht sich dafür aus, denn "die Abfederungen, die es gibt, greifen nicht genug. Für viele geht es sich nicht mehr aus." Ist man betroffen, kann man sich jedenfalls Beratung suchen, betonen die Experten.
Zinsen belasten gemeinnützigen Wohnbau
Von einer Spezialsituation spricht Christian Krainer, Landesobmann des Verbands Gemeinnütziger Bauvereinigungen, deren Auftrag die Schaffung von leistbarem Wohnraum ist. "So eine Ballung von Kostensteigerungen habe ich noch nie gesehen." Denn Mieter werden mehrfach belastet. Die Kosten für Strom hätten sich verdoppelt, die für Fernwärme verdreifacht, sagt Krainer.
Dazu kommen steigende Zinsen und das betrifft die Miete in gemeinnützigen Wohnungen. "Was wir an Miete bekommen, überweisen wir direkt an die finanzierende Bank." Die Miete im gemeinnützigen Wohnbau entspricht den Finanzierungskosten für die Wohnung auf 30 Jahre gerechnet. Und da das ohne Banken nicht geht, bedeutet jedes Prozent im Schnitt einen Euro pro Quadratmeter mehr Zinsen. "Waren wir vor einem Jahr noch bei fünf bis sechs Euro netto pro Quadratmeter, könnten wir bei weiteren Zinssteigerungen bald bei neun bis zehn Euro sein."
Hohe Kosten für Vermieter
Auch am freien Mietmarkt werden Kosten steigen, da diese meist einmal im Jahr an die Inflation angepasst werden. "Es geht Vermietern hier nicht darum, sich zu bereichern", sagt Alexander Klein vom steirischen Landesverband der Haus- und Grundbesitzer. "Es gibt viele, die von den Mieteinnahmen leben oder Kredite bedienen müssen, mit denen Wohnhäuser modernisiert wurden." Klein versteht, dass hohe Mieten eine Belastung sind. Im Privatsektor könne man versuchen, mit dem Vermieter eine Lösung zu finden.
Der Bauvereinigungs-Sprecher Krainer sieht die Politik gefordert. "Menschen, die mehr als 50 Prozent ihres Gehalts fürs Wohnen aufwenden müssen, muss durch die öffentliche Hand geholfen werden."