Die Teuerung trifft viele Menschen in Kärnten massiv. Im Vorjahr haben allein bei der Caritas 4892 Personen Hilfsanträge gestellt, das sind um 64 Prozent mehr als im Jahr davor. Davon waren 3485 Erstanträge. Bei der Unterstützung für den Lebensunterhalt betrug der Zuwachs 149 Prozent. Doch die Caritas geht von einer weiteren Verschärfung aus.
"Mittlerweile kommen nicht nur mehr armutsbetroffene und gefährdete Menschen schwer über die Runden. Auch viele private Haushalte – bis hinein in die Mittelschicht – verschulden sich zunehmend, um laufende Kosten und Konsum finanzieren zu können. Auch wenn es eine Reihe treffsicherer neuer Hilfsprojekte gibt, zeichnet sich hinsichtlich Wohnen eine besorgniserregende Entwicklung ab. Sind wir in Kärnten mit den geringen Mieten bisher noch einigermaßen durch die Krise gekommen, wird es aufgrund der Entwicklungen bei den Quadratmeterpreisen vor allem in Ballungsräumen zusehends schwerer, leistbaren Wohnraum zu bekommen", sagt Christian Eile, Bereichsleiter für Menschen in Not bei der Caritas Kärnten.
Anfragen bei Mieterberatung häufen sich
Bei der juristischen Mieterberatung in der Arbeiterkammer Kärnten häufen sich ebenfalls die Anfragen von Mietern, denen die Kosten über den Kopf wachsen. Zu den laufenden Fragen zu Mietverträgen, deren Abschluss und Kündigung, kommen etliche zu den steigenden Miet-, Betriebs- und Heizkosten dazu. "Für die Mieter kommt jetzt alles auf einmal", sagt Michael Tschamer, Jurist in der Arbeiterkammer Kärnten.
Viele suchen derzeit seinen Rat, weil die Vorauszahlungen für die Betriebskosten um zehn Prozent und die für die Heizung mitunter sogar um 30 Prozent von den Hausverwaltern hinaufgesetzt wurden. Oft werde auch die Verbraucherpreis-Index-Anpassung schlagend. "2021 stieg der Verbraucherpreis-Index um 5,1 Prozent, 2022 um weitere 10,3 Prozent. Das spüren die Menschen schon deutlich und die Erhöhungen können sich auch bei kleineren Wohnungen mit über 100 Euro mehr zu Buche schlagen", rechnet Tschamer vor. Juristisch könne man gegen diese Art der Mieterhöhung nicht vorgehen, denn die Index-Anpassung ist zulässig. "Doch die Arbeiterkammer fordert, dass sie mit maximal zwei Prozent pro Jahr beschränkt wird", sagt der Experte.
Deutlich über Richtwert
In Kärnten wohnen zwar nur rund 5000 Mieter in einer Wohnung mit Richtwertmiete. Nichtsdestotrotz hat die bevorstehende Erhöhung auch hierzulande Auswirkungen. Denn viele Vermieter orientieren sich daran und heben auch die eigene Miete an. Darüber hinaus wird Wohnbeihilfe nur gewährt, wenn der Pro-Quadratmeter-Preis nicht über dem Richtwert liegt. Derzeit liegt der Richtwert bei 7,2 Euro pro Quadratmeter und wird laut AK-Berechnung im Laufe des Jahres auf 7,8 Euro steigen. Am freien Markt liegen allerdings sehr viele Wohnungen über dem Richtwert. Private Vermieter verlangen auch in Kärnten oft über zehn Euro pro Quadratmeter. Erschwerend seien die befristeten Verträge. "Denn der Vermieter kann nach Ablauf der Frist einfach einen neuen Preis festlegen", sagt Tschamer.
Mietern, die feststellen, dass sie die Kosten nicht mehr stemmen können, rät er dringend, sofort das Gespräch mit dem Vermieter zu suchen. Falls dieser nicht auf die Bitte um ein Aussetzen der Erhöhung eingeht, bleibe oft nur der Wechsel in eine kleinere, günstigere Wohnung. Tschamer rät allen Wohnungssuchenden, wenn möglich eine Genossenschaftswohnung zu wählen. Denn bei dieser werde immer im Fall der Bedürftigkeit eine Beihilfe gewährt. Außerdem liege die Miete meist mindestens zwei Euro pro Quadratmeter unter privat vermieteten Wohnungen.
Und spricht man mit Geschäftsführern der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften in Kärnten, so versichern diese, dass die Erhöhung der reinen Mieten derzeit kein Thema sei. "Wenn etwas erhöht wird, dann sind das die Betriebskosten beziehungsweise die Kosten für die Heizung", sagen Harald Repar, Geschäftsführer der Landeswohnbau Kärnten LWBK und Christian Piber, einer der beiden Geschäftsführer des Kärntner Siedlungswerkes. Man bemühe sich aber auch, diese Kostensteigerungen in einem überschaubaren Rahmen zu halten. "Einige unserer Mieter haben aber freiwillig höhere Akontozahlungen geleistet, weil doch absehbar ist, dass die Kosten steigen werden, und sonst höhere Nachzahlungen drohen würden", sagt Repar.
Piber räumt ein, dass die Mieten für Genossenschaftswohnungen, die künftig in Kärnten gebaut werden, doch höher ausfallen werden. Was vor allem den Steigerungen der Baukosten in Höhe von 25 bis 30 Prozent geschuldet sei. "Das ist natürlich eine Herausforderung. Und wir versuchen gegenzusteuern, indem wir bei den neuen Wohnungen den Grundriss noch intelligenter gestalten und so mit weniger Quadratmetern auskommen", erklärt Piber.