Wenn Ryanair-Chef Michael O`Leary von Dublin nach Österreich jettet, dann ist der Grund dafür üblicherweise die Bekanntgabe neuer Flugziele, die es dann für eine bestimmte Zeit im Sonderangebot gibt. Wurden dabei vor der Pandemie und Energiekrise Flüge sogar um 9,99 Euro verscherbelt, fängt das Billigfliegen bei Sonderaktionen heute bei knapp 30 Euro an.
"Wir werden die 9,99-Euro-Preise sicher nicht heuer und auch sicher nicht im nächsten Jahr sehen," sagt O`Leary am Dienstag in Wien. "Ich will nicht sagen, dass wir sie nie wieder sehen, aber mit der Inflation, den hohen Ölpreisen, höheren Personalkosten ist das jetzt nicht drin." Zudem treibe am gesamten Markt die mangelnde Kapazität die Preise. Insbesondere die Lufthansa verfolge diese Strategie, sagt der Ryanair-Chef. Die Abkehr vom Billigmodell ist bei Ryanair zwar nicht zu erwarten, grundsätzlich will die Airline aber den durchschnittlichen Preis pro verkauften Ticket von derzeit rund 40 auf 50 Euro in den nächsten Jahren steigern.
"Kosten in Graz sind einfach zu hoch"
In Österreich ist die Ryanair über ihre Gesellschaften Lauda Europe und Air Malta mit 19 in Wien stationierten Flugzeugen vertreten. Inzwischen bietet sie auch Flüge ab Klagenfurt und Salzburg an. Mit Graz wurde ebenfalls verhandelt, bestätigt Ryanair-Manager Andreas Gruber. Warum man dennoch nicht in Graz "gelandet" ist, begründet O`Leary so: "Die Kosten sind einfach zu hoch. Der Markt ist auch nicht sehr groß, hat kein großes Potenzial." Zudem sei sein Eindruck, dass man dort lieber sein eigenes Business ohne Low-cost-Airlines machen wolle. Gruber erwartet durch den Einstieg in Klagenfurt mit Flügen etwa nach London und Palma auch Zustrom aus der Steiermark. Die "Catching area" dort sei mit Slowenien und Friaul insgesamt größer.
"Verbrennen in Klagenfurt kein Geld"
Mit dem Start in Kärnten zeigt sich Gruber zufrieden - trotz der extrem niedrigen Passagierzahlen, die der Flughafen zuletzt verzeichnete. Man verbrenne in Klagenfurt kein Geld, versichert Gruber, "sonst würden wir das nicht machen". Wie profitabel oder verlustbelastet die Airline derzeit in Europa unterwegs ist, wollte O`Leary im Vorfeld von Ergebnisveröffentlichungen nicht genauer sagen. Im aktuellen Quartal werde man wohl Verluste schreiben, nicht zuletzt wegen hoher Personalaufnahmen und Trainings für den Sommer. Ein Großteil des Kerosinbedarfs sei bis Ende März durch Hedging preisgesichert.
Vorerst keine neuen Jets für Wien
In Österreich sind etwa 570 Mitarbeiter beschäftigt, davon rund 550 für den Flugbetrieb, also Piloten, Flugbegleiter und Techniker. Eine Ausstockung der Lauda-Flotte ist derzeit nicht geplant. Die vor einigen Jahren von Niki Lauda in die Ryanair eingebrachte Gesellschaft fliegt im Gegensatz zur irischen Airline mit Airbus-Maschinen. "Es ist derzeit schwierig, neue Airbus zu bekommen," so O`Leary. Er setzt auf Boeing, zuletzt mit Dutzenden Neubestellungen auf die B-737, "die vier Prozent mehr Sitze und 16 Prozent niedrigeren Treibstoffverbrauch hat."
Ryanairs Marktanteil in Wien liegt bei rund 20 Prozent, mit fünf Millionen Passagieren sind die Iren mit großem Abstand die Nummer zwei hinter der AUA und der Lufthansagruppe, die zuletzt 11,1 Millionen Passagiere verbuchte. Das Ziel, die AUA als Platzhirsch abzulösen, verfolgt das Ryanair-Management seit seinem Start in Wien. Der Sommerflugplan 2023 wird um drei Destinationen - Kopenhagen, Helsinki und Tuzla - aufgestockt, damit werden ab der Bundeshauptstadt 75 Ziele angeboten.
Die irische Billigfluglinie Ryanair kündigt mit ihrer Tochter Lauda in Wien für den heurigen Sommer weiteres Wachstum an. Mit drei neuen Routen nach Kopenhagen, Helsinki und Tuzla sowie mehr Flügen auf 30 der insgesamt 75 Verbindungen steige das Angebot um 10 Prozent gegenüber dem Sommer 2022, teilte die Airline am Dienstag mit.
Mit fast 5 Millionen Passagieren waren Ryanair und Lauda im vergangenen Jahr die Nummer zwei am Flughafen Wien, hinter der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) mit 11,1 Millionen und vor Wizz Air mit 1,6 Millionen Fluggästen. Ryanair-Chef Michael O'Leary sieht die beiden Konkurrenten auf dem Rückzug und seinen Konzern auf dem Vormarsch. Ryanair sei auf dem besten Weg, die AUA in den nächsten Jahren zu überholen, sagte der Ire am Dienstag in Wien.
Ryanair und Lauda haben in Wien 570 Mitarbeiter und 19 Flugzeuge im Einsatz.
Claudia Haase