Metalldrücken? Das klingt nach roher Muskelkraft und ein wenig nach Mittelalter. Tatsächlich kommen computergesteuerte Maschinen zum Einsatz und produziert werden Komponenten, die in Luxusautos und Satelliten verbaut sind. Mit verstaubter Tradition hat der Beruf also nichts zu tun, vielmehr gelten die Facharbeiter als wichtige Stützen des südsteirischen Industriebetriebs Radkersburger Metal Forming. "Einen Drücker gibt man nicht her", bestätigt Geschäftsführer Stefan Wiery die universelle Einsetzbarkeit der Spezialisten. Die entsprechende Ausbildung dauert drei Jahre und kann in Kombination mit einem anderen (artverwandten) Beruf auf vier Jahre verlängert werden.
Offene Lehrstellen
Zehn der insgesamt 95 Mitarbeiter bei der Radkersburger Metal Forming sind derzeit als Metalldrücker beschäftigt, darunter mit Franz Schmoll und Gerhard Legenstein auch "Urgesteine", die seit mehr als 40 Jahren im Betrieb sind. Sie haben den Wandel mitgemacht von der reinen Handdrückerei und der damaligen Aluminiumgeschirrproduktion hin zu – je nach Präzision, Seriengröße und Dimension weiterhin – manuellen oder computergestützten Drückmaschinen und Fertigung von Prototypen, Werkzeugen und Spezialkomponenten für die Autoindustrie (Tesla, Bentley, Porsche) über die Elektronikindustrie und Medizintechnik bis hin zu Teilen für Heliumtanks für die Raumfahrt. Zu den Kernkompetenzen der Radkersburger Metal Forming gehören Metallumformtechniken wie das sogenannte Tiefziehen und eben Metalldrücken sowie Zusatzarbeiten wie Drehen, Fräsen, Schweißen, Schleifen und Polieren. Dabei kann auch auf Spezialwünsche eingegangen werden.
"Materialien geändert, Möglichkeiten vergrößert"
Entsprechend breit ist die Ausbildung: Metalldesigner und Metalltechniker lernen den Umgang mit verschiedensten Maschinen und Materialien. "Durch die Vielseitigkeit von Metall und Bearbeitungsmöglichkeiten kann die Lehre speziell an das Können und das Interesse der Lehrlinge angepasst werden", wirbt Wiery.
"Die Materialien haben sich geändert, die Möglichkeiten vergrößert", vergleicht Schmoll das Damals, als 1982 die ersten Lehrlinge ausgebildet wurden, mit dem Heute. Was geblieben ist, sind die Anforderungen: "Handwerkliche Geschicklichkeit, ein Gefühl für das Material, Fleiß und Ehrgeiz", fasst Wiery zusammen.
Julian Kranz hat diesem Profil entsprochen und befindet sich mittlerweile im letzten Jahr seiner Lehrausbildung. "Ich wollte unbedingt etwas Handwerkliches machen", wird er – wie bisher alle Lehrlinge, die im Betrieb ausgebildet wurden – wohl auch dortbleiben. Die interne Karriereleiter steht dem 24-Jährigen damit offen. Ein ehemaliger Lehrling arbeitet heute beispielsweise als Entwicklungsleiter.
Präzision in der DNA
Ebenfalls um hochpräzise Metallverarbeitung geht es bei Alpen-Maykestag in St. Gallen am Nordrand des Gesäuses. Das 1957 gegründete Familienunternehmen gilt bei Bohrern und Fräswerkzeug heute als Österreichs führender Hersteller. Sei es für Löcher in Metall, Holz, Keramik, Glas, Ziegel oder Gestein: In St. Gallen werden von insgesamt 130 Mitarbeitern (über ein Viertel davon Frauen) die entsprechenden Präzisionsbohrer für jede Anwendung und Anforderung produziert. Dank des durch die Coronalockdowns bedingten Booms beim Heimwerken und professionellen Sanieren stieg zuletzt die Nachfrage massiv. Entsprechend ist man auf der Suche nach Mitarbeiternachwuchs.
"Interesse an Metallen und Teamfähigkeit"
Die hauseigene Lehrlingsausbildung hat dabei lange Tradition, mit der man drei Jahre, nachdem 1974 der steirische Standort eröffnet wurde, begonnen hatte. Angeboten wird die Lehrausbildung in Metalltechnik/Maschinenbau und Zerspanungstechnik, Prozesstechnik sowie Elektrotechnik. Es besteht aber auch die Möglichkeit einer Doppellehre, einer verkürzten Lehre, sollte man bereits eine andere Ausbildung abgeschlossen haben, oder eine kombinierte Ausbildung an den anderen Unternehmensstandorten in Ferlach und Puch bei Hallein.
Außerdem steht der Weg offen für eine weiterführende Meisterausbildung.
"Man erhält eine fundierte Grundausbildung im Feilen, Drehen und Bohren, Schweißen, Fräsen und Drehen", fasst Herbert Rodlauer das Angebot zusammen. Mitbringen sollte man "gesunden Hausverstand, technisches Grundverständnis, Interesse an Metallen und Teamfähigkeit", so Rodlauer.
"Schon mein Opa war Schlosser"
Niklas Stadlhofer hat dieses Anforderungsprofil angesprochen, beim 19-Jährigen steckt dieses Berufsumfeld in den Genen. "Schon mein Opa war Schlosser", erinnert sich Stadlhofer. Vor vier Jahren hat er seine Lehre begonnen, jetzt steht er kurz vor dem Abschluss. Danach will er im Unternehmen bleiben. Ein durchaus üblicher Karrierepfad, so Werkleiter Helmut Moitzi. Stadlhofer will es jedenfalls "step by step" angehen. Die Bereiche Instandhaltung, das Servicieren des Produktionsbereichs interessieren ihn. Die Bandbreite der Maschinen ist groß, die Arbeit entsprechend abwechslungsreich.
Klaus Höfler