Vor zwei Jahren setzte Apple einen Schnitt. Und entschied, den großen HomePod ersatzlos aus dem Programm zu werfen. Das Flaggschiff. Nur der kleine und deutlich günstigere schlaue Lautsprecher, der "Mini", überlebte. Apples interne Kalkulation schien weit von den tatsächlichen Verkaufszahlen abgewichen.
Lange war es in Folge ruhig um "smart speaker" aus dem Hause Apple. Bevor der IT-Krösus aus Cupertino diese Woche überraschend die Rückkehr des HomePod verlautbarte. Ergänzt wird der Gerätename nur um das Attribut "zweite Generation".
Auch abseits der Bezeichnung orientiert sich Apple am eingestampften Vorgänger. Musik wird mittels 3D-Audio abgespielt, mehrere HomePods lassen sich verbinden und Siri, die Sprachassistentin, bleibt wichtigstes Element für die Steuerung. Neu ist ein Sensor, der Temperatur und Luftfeuchtigkeit misst sowie eine Tonerkennung für Alarme von Rauchmeldern. Macht der HomePod derartiges Ungemach aus, schickt er dem Benutzer automatisch eine Nachricht auf das iPhone. Der Preis für derlei Hilfestellung? 349 Euro.
Zehn turbulente Jahre
Die Überraschung gelang Apple nicht zuletzt auch deshalb, weil die Präsentation in eine Zeit vieler Unkenrufe fällt. Immer wieder poppten in den vergangenen Wochen Abgesänge auf die digitalen Sprachassistenten und vor allem auf die mit ihnen eng verschlungene Hardware auf. Partezettel für eine Technologie, die erst vor zehn Jahren vorgestellt und der besondere Durchschlagskraft zugeschrieben wurde. Beschleunigt wurde der öffentliche Niedergang von Nachrichten aus dem Inneren.
"Kolossaler Reinfall" nannte etwa ein vormaliger Alexa-Entwickler die Technologie in einem großen "Business Insider"-Artikel. Später publik gewordene Zahlen verleihen der Einschätzung besonderes Gewicht. Fünf Milliarden US-Dollar Verlust fuhr Amazon mit der Gerätesparte zuletzt jährlich ein. Im Zentrum der Division: die mit der Assistentin "Alexa" ausgestattete Lautsprecher-Serie Echo. Eine jetzt von Amazon präzisierte Entlassungswelle – 18.000 Jobs, fünf Prozent der Verwaltungsbelegschaft, fallen weg – wird das Alexa-Team deswegen wohl besonders hart treffen. Das hehre Ziel, mit Echo eine weitere und besonders umsatzstarke Einflugschneise für Einkaufende aufzutun, scheiterte kläglich. Kaum jemand shoppt heute per Sprachbefehl.
Kritische Stimmen nahmen indes auch bei Google und Apple zu. Denn während Alexa, Siri, Assistent & Co. sukzessive mit teurer Entwicklung und daraus entstandenen neuen Funktionen bedacht wurden, blieben die Probleme mit den Basisfunktionen inhärent. Missverständnisse stehen auf der Tagesordnung, zu oft werden Sprachbefehle falsch umgesetzt. Was wiederum dazu führte, dass die Handhabung der Geräte beschränkt blieb. Die drei Gegenwarts-Säulen: Man erfragt höflich das Wetter, erbittet das Abspielen gut bekannter Musik und diktiert langsam gesprochene Artikel auf die geteilte Einkaufsliste.
Und selbst diese Türme wackeln. Wird das Gesagte einmal zu häufig nicht verstanden, folgt schnell der Griff zum Smartphone. Selbiges geschieht bei der Steuerung im vernetzten Zuhause. Eine der angedachten Bastionen von smarten Lautsprechern und ihren stimmlichen Helferlein. Wo also geht die Reise der digitalen Sprachassistenten hin? Nun, Apple und Google werden jedenfalls versuchen, die Technologie vermehrt anderswo zu integrieren. So soll Apple intensiv an einer eigenen Suchmaschine und einer eigenen Datenbrille arbeiten, für die Siri als essenziell gilt. Und Amazon? Ein Alexa-Abschied scheint utopisch, zumal der Konzern mit den Echo-Geräten deutlicher Marktführer ist. CEO Andy Jassy wird also primär alles tun, anfallende Verluste zu minimieren. Und dann versuchen, neu durchzustarten.
"Alexa! Wie kommen wir da wieder raus?"