Das Management der australisch-österreichischen Firma ADX, die in Molln (OÖ) Gas fördern will, versichert, dass man dieses für den heimischen Markt zur Verfügung stellen wolle. Alles andere wäre ökonomisch sinnlos. Dennoch: Verpflichtet sei man dazu nicht. Die Umsätze des Konzerns werden derzeit praktisch nur in Österreich generiert. Mit 10 Millionen Euro Umsatz und 13 Mitarbeitern ist die Österreich-Tochter ADX Vie überschaubar. Projekte finanziert man mit Finanzinvestoren.
Nachdem das Bekanntwerden der Erdgassuche in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Kalkalpen für Wirbel gesorgt hatte, haben die Manager der ADX am Freitag ihre Firma und ihr Projekt vorgestellt. Hinter dem Vorhaben stehen zwei Österreicher: Paul Fink gründete in Australien die ADX Energy, die an der Börse in Perth gelistet ist. Das habe sich aus seinem beruflichen Werdegang ergeben, und weil es in Australien Kapitalmärkte für Energiefirmen gebe. Die österreichische Tochter ADX Vie leitet Alan Reingruber, Montanist mit RAG-Vergangenheit.
Geologische Untersuchungen
Die ADX ist relativ neu auf dem österreichischen Markt, der im Wesentlichen von OMV und RAG dominiert wird. 2019 erwarb die ADX Vie von der RAG Erdöl-Felder in Zistersdorf und Gaiselberg in Niederösterreich. 2021 bestritt sie 2,7 Prozent der österreichischen Ölförderung, zur Gasförderung trug sie noch nichts bei. Ihr Potenzial sieht sie bei sieben Prozent des österreichischen Gasverbrauchs. ADX Vie habe zuletzt zehn Millionen Euro umgesetzt und beschäftige 13 Mitarbeiter, konzernweit seien es etwa 40, verrieten Fink und Reingruber auf Anfrage. Die zehn Millionen Euro könne man auch als "Referenzzahl" für die Mutter nehmen. Der Grund: In Australien fördert die ADX derzeit nichts, in Rumänien und in Italien gibt es Projekte, in deren Rahmen nach Gas gesucht wird.
Der Hauptfokus der Firma liegt klar auf Österreich. 2021 habe man AGS-Lizenzen (Aufsuchungs-, Gewinnungs- und Speichervertrag betreffend Kohlenwasserstoffe, Anm.) mit der Republik geschlossen, so die ADX-Manager, nun habe man in Österreich AGS-Lizenzen für 1020 Quadratkilometer. Derzeit hat man beim Gas aber nur die Aufsuchungsbewilligung – das bedeutet, man wertet Magnet- oder seismische Daten aus, macht geologische Untersuchungen etc. Eine Tiefenbohrung ist davon noch nicht umfasst. Dafür muss eine eigene Bewilligung erteilt werden, die aber bisher noch gar nicht beantragt sei.
Acht Bohrpunkte für Gas im Fokus
Die ADX hat derzeit nach eigenen Angaben acht Bohrpunkte für Gas in der Molassezone der österreichischen Alpen im Auge, einer davon ist Welchau 1 in Molln. Sollte es zu einer Probebohrung kommen, würden ein etwa 4500 Quadratmeter großer Platz geschottert und 100 Quadratmeter betoniert werden, erklärte Reingruber. Bohren würde man bis auf 1900 Meter Tiefe. Sollte man Gas finden und fördern, würde die Fläche auf 2000 Quadratmeter verkleinert. Allerdings wären dann rund 18 Kilometer Rohrleitung zu verlegen, um das Gas in das Netz einspeisen zu können. Ob und wie viel Gas man in Molln finden wird, ist noch völlig offen. Die Prognosen liegen zwischen 4 und 40 Milliarden Kubikmetern. ADX Energy Ltd rechnet mit einer Gasfeldgröße von 22 Milliarden Kubikmetern, geht aus einer auf deren Website veröffentlichten Mitteilung hervor. Zum Vergleich: Österreich verbraucht pro Jahr rund 8,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas.
Für Diskussionen hatte zuletzt die Frage gesorgt, ob eine etwaige Gasförderung auch dem heimischen Markt zugutekommen würde. Hier beruhigen die ADX-Manager: Es sei ökonomisch nicht sinnvoll, es "nach Australien zu verschiffen", allerdings räumen sie auch ein, dass sie nicht verpflichtet sind, das Gas für den österreichischen oder europäischen Verbrauch zu reservieren. Finanziert werden soll das Projekt mithilfe der kanadischen Energiefinanzierungs- und -entwicklungsgruppe Kepis & Pobe Financial Group Inc. (KPFG). Sie soll 100 Prozent der Kosten tragen und bekommt dafür eine 40-prozentige Beteiligung am Gebiet "Welchau"
"Ausverkauf heimischer Ressourcen"?
In Oberösterreich sorgt das Projekt indes weiter für Diskussionen. Die Landes-SPÖ hat bereits eine parlamentarische Anfrage an Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) angekündigt, zu dessen Ressort die zuständige Montanbehörde derzeit gehört. Zudem will sie eine Resolution des Landtags an den Bund initiieren, um die Unberührtheit des Nationalparks zu sichern und den "Ausverkauf heimischer Ressourcen" zu verhindern. Die Grünen fordern vom für Naturschutz zuständigen Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner eine Erklärung, inwieweit das Projekt mit dem Naturschutz vereinbar ist.
Auch Greenpeace fordert von Finanzministerium Aufklärung und hat eine Anfrage laut Umweltinformationsgesetz bei der Montanbehörde eingebracht. Man lehne die Erschließung von weiteren Gasfeldern entschieden ab, weil sie nicht vereinbar mit den österreichischen Klimaschutzzielen seien. Im Raum Molln formiert sich indes eine Bürgerinitiative. Wird sie von 200 Leuten aus der Nationalparkgemeinde und angrenzenden Orten unterstützt, kommt ihr bei einer etwaigen UVP Parteistellung zu.