Das Jahr 2022 war neuerlich kein gutes Jahr für die Automobilwirtschaft. Aber man hofft auf 2023 und, dass sich die Auslieferungssituation bessert: Das ist der Kern der Botschaft der Automobilimporteure und des Fahrzeughandels, unterlegt mit den Daten der Statistik Austria.
Insgesamt gab es zehn Prozent weniger Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2022. Pkw mit alternativen Antrieben erreichten einen Anteil von rund 40 Prozent an allen Pkw-Neuzulassungen und lediglich ein Fünftel der Elektro-Pkw wurde von privaten Personen zugelassen. Der Rest von Unternehmen (steuerliche Vorteile für den Arbeitnehmer etc.).
Peter Laimer, verantwortlich für die Kfz-Statistik bei der Statistik Austria, fasst die Situation im Detail so zusammen: "Insbesondere hohe Preise, die Energiekrise und Folgen der Coronapandemie haben auch im Jahr 2022 den Automarkt maßgeblich beeinflusst. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Pkw-Neuzulassungen erneut zurück. Mit 215.050 Pkw wurden 2022 um ein Zehntel weniger Autos neu zum Verkehr zugelassen als im Jahr 2021", so Laimer.
Gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019 (329.363 Pkw-Neuzulassungen) sind das um mehr als ein Drittel weniger Neuzulassungen.
"Während die Zulassungszahlen von Benzinern und vor allem von Diesel-Pkw zweistellige Rückgänge aufwiesen, fiel die Abnahme der mit alternativen Kraftstoffen betriebenen Pkw mit 88.368 Fahrzeugen geringer aus (-1,9 Prozent)", erläutert Laimer weiter. Die ausschließlich elektrisch betriebenen Pkw konnten um 2,4 Prozent auf 34.165 Fahrzeuge zulegen.
Und: "Neuzulassungen einspuriger Kfz setzten die rückläufige Entwicklung fort und lagen mit 43.651 Fahrzeugen um 2,4 Prozent unter dem Vorjahreswert", so Laimer weiter. "Die Lkw-Neuzulassungen insgesamt erreichten aufgrund der NoVA-Einführung für leichte Nutzfahrzeuge ab Mitte 2021 einen neuen Höchstwert (62.561), der aber im aktuellen Berichtsjahr 2022 mit 25.200 Stück wieder deutlich unterschritten wurde (-59,7 Prozent)", führt Laimer abschließend aus.
Die Hintergründe für die niedrigen Zahlen, so Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, seien klar. Nachwirkungen der Coronapandemie, die Lieferschwierigkeiten nicht zuletzt aufgrund des Angriffskrieges auf die Ukraine sowie die hohe Inflation.
"Speziell die extremen Teuerungen beim Strom und bei den Treibstoffen führten zu einer weiteren Verunsicherung bei allen Kaufinteressenten. Dass die Einführung einer neuen CO₂-Steuer im zweiten Halbjahr die Situation im Automobilhandel weiter verschärft hat, braucht nicht extra betont zu werden. Österreich ist nun hinter Belgien das zweitteuerste Land in Europa in Bezug auf die Besteuerung von Pkw", so Kerle.
Hoffnung gebe es trotzdem. Die Lieferengpässe in der Zulieferindustrie sollten sich in den nächsten Monaten wesentlich verbessern und man könne mit einer stabilen Produktion in den Herstellerwerken rechnen. 2023 rechnet man mit einem leichten Plus.
Das wird auch dringend notwendig sein, denn für Handel und Werkstätten hat die Entwicklung bedrohliche Ausmaße angenommen: "Die Pkw-Neuzulassungen liegen weit unter dem Vorkrisenniveau. Auf das gesamte Jahr betrachtet, fehlen rund 100.000 Pkw pro Jahr im bundesweiten Vergleich. Fehlende Neuzulassungen spüren wir zeitlich versetzt natürlich auch bei der Auslastung in unseren Werkstätten. Bei fallenden Stückzahlen im Handel und bei Reparaturen wird es für Betriebe immer schwieriger, über die Runden zu kommen", erklärt der Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer Österreich, Klaus Edelsbrunner.
Er fordert eine Ausweitung der Unterstützungen für Unternehmer für Energiekosten. Eine weitere Herausforderung sieht Edelsbrunner in der noch immer nicht ausreichenden Infrastruktur und Implementierung einheitlicher Ladesysteme beim Umstieg auf die Elektromobilität sowie die generelle mangelnde Unterstützung der politischen Akteure für das Automobil.
Didi Hubmann