"Die Pandemie scheint im Griff zu sein", beginnt Josef Herk – "aber sie kann wiederkommen, wie uns jüngste Meldungen aus China zeigen." Nach zwei Jahren coronabedingter Pause ging am Montagabend der traditionelle Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer Steiermark (WK) mit mehr als 250 Gästen über die Bühne. Und es dauerte nicht lange, bis Kammer-Präsident Herk dort auf die aktuellste Krise zu sprechen kommt. "Die Wirtschaft würde heute boomen, wären 2022 nicht noch ganz andere Ereignisse in Gang getreten", blickt Herk in Richtung Ukraine.
Zugleich wolle er optimistisch sein. Man solle etwa die "jetzige Energiekrise nutzen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien und damit des Klimaschutzes wirklich voranzutreiben". Als WK unterstütze man den "Ausbau sauberer Energien – und zwar kompromisslos". Dass Wirtschaft und Unternehmen in diesem Zusammenhang "sehr oft als die bösen Betonierer dargestellt" werden, entspreche "ganz und gar nicht der Realität". Herk denkt dabei auch an Technologien, die "früher zu Recht kritisch betrachtet wurden". Wie etwa Fracking zur Erdgasförderung, wie er unter Verweis auf jene "Ökovariante" betont, die an der Montanuni Leoben entwickelt wurde. Herk vermisse die "Entschlossenheit, all das wirklich auf den Boden zu bringen".
Gedeckelten Strom-Gewerbetarif gefordert
Deswegen soll 2023 das Jahr werden, "in dem wir Entscheidungen treffen und auch umsetzen". Man müsse "endlich vom Reden ins Tun kommen". Er sage das in einer Situation, in der man nach wie vor mit der "Gefahr einer Rezession konfrontiert sei". Aus den Unternehmen vernehme er negative Rückmeldungen, die man selbst "zu Zeiten der Lockdowns nicht hatte". Nicht zuletzt deswegen plädiert die Kammer für einen "gedeckelten Strom-Gewerbetarif", um Unternehmen zu entlasten.
Bei aller Unsicherheit gäbe es dennoch "mehr als genug Jobs und freie Stellen". Diesbezüglich, so Herk, sei es fast "grotesk", dass die Unternehmen aktuell quer "durch alle Branchen und Regionen mit Personalmangel zu kämpfen haben". Herks Antwort auf die Misere? "Wir können und müssen über das Pensionsalter diskutieren." Zurzeit baue man "eine Hypothek gegenüber unserer Jugend auf, die ich für absolut unverantwortlich halte".