Eine Woche vor Weihnachten zieht der Handel eine ernüchternde Bilanz. Angesichts explodierender Energiekosten und enormer Teuerung setzen die Verbraucherinnen und Verbraucher bei den Weihnachtsausgaben den Sparstift an. Im Schnitt würden die Menschen 395 Euro für Geschenke ausgeben, um 15 Prozent weniger als 2021 und auch weniger als im Vorkrisenjahr 2019, zeigt eine Befragung des Handelsverbands. Für den Handel bleibt das Weihnachtsgeschäft damit unter dem Vorkrisenniveau.
Das klassische Weihnachtsgeschäft wird definiert als Mehrumsatz im Dezember, der über den durchschnittlichen Umsätzen der Monate Jänner bis November liegt. Das Wifo erwartet für heuer im Weihnachtsgeschäft einen Mehrumsatz von 1,36 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das zwar einem nominellen Plus von rund 8 Prozent, allerdings müsse man mitbedenken, dass im vergangenen Jahr vor Weihnachten ein Lockdown stattfand, räumte Marcus Scheiblecker vom Wifo am Freitag bei einem Pressegespräch ein. Inflationsbereinigt ergibt sich ein Minus von 0,8 Prozent.
Gutscheine am beliebtesten
Beim Ranking der beliebtesten Geschenke sind heuer Gutscheine an erster Stelle, gefolgt von Bekleidung, Spielzeug, Büchern und Süßigkeiten. Gutscheine werden im Handel allerdings erst dann umsatzwirksam, wenn sie vom Kunden eingelöst werden. Passiert das erst im Jänner, zählt dieser Umsatz nicht zum klassischen Weihnachtsgeschäft. Auch Sondereinkaufstage wie Black Friday und Cyber Monday, die schon im November sind, zählen damit nicht zum Weihnachtsgeschäft.
Für das Gesamtjahr schätzt das Wifo den Umsatz im stationären österreichischen Einzelhandel auf 72,5 Mrd. Euro, das wäre ein nominelles Plus von rund 6 Prozent gegenüber 2021. Inflationsbereinigt würde das aber ein Minus von 1 Prozent ergeben.
Etwa 39 Prozent der Händler erwarten im Gesamtjahr 2022 einen Verlust, 38 Prozent maximal ein ausgeglichenes Ergebnis, ergab eine Blitzumfrage vom Handelsverband. "Bis Jahresende wird der Handel rund 900 Firmenpleiten und 6.000 Geschäftsschließungen zu Buche stehen haben", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.