Sie sind rund um die Uhr zugänglich und vor allem für Berufstätige eine Erleichterung: 400 Paket-Abholstationen und 300 Versandstationen gibt es österreichweit bereits. Etwa doppelt so viele sollen es in den nächsten Jahren noch werden. Post-Chef Georg Pölzl sieht das als guten Weg, um die Pflicht zur flächendeckenden Präsenz und Kundenservice unter einen Hut zu bringen. In Postfilialen wird derzeit die neueste Generation von Versandstationen ausgerollt, wo aufgegebene Pakete schon im Aufgabefach gleich vermessen und gewogen werden.
Die Zahl der Filialen beziehungsweise Postpartner mit 1800 Geschäftsstellen soll davon unberührt bleiben. Das Wachstum im Paketgeschäft sei ohne den Ausbau der Selbstservice-Stationen nicht zu bewältigen, erklärt Pölzl im "Klub der Wirtschaftspublizisten". In Ballungsräumen will die Post sogar alle 700 Meter mit dem Angebot erreichbar sein.
Im Weihnachtsgeschäft erwartet die Post heuer, dass es etwas ruhiger zugehen wird. In den beiden vergangenen Jahren hatten Lockdowns für eine Rekord-Paketflut gesorgt. An Spitzentagen befördert die Post 1,2 Millionen Pakete.
Streiks drohen keine. Der Kollektivvertrag wurde im April abgeschlossen. 2023 dürften die Lohnverhandlungen wegen der hohen Inflationsraten schwieriger werden. Die Post beteiligt Mitarbeiter schon seit vielen Jahren am Gewinn. Für 2021 gab es 800 Euro Prämie für Vollzeit-Mitarbeiter. Für 2022 werde man die Möglichkeit zur steuerfreien Prämienzahlung nutzen, so Pölzl: "Wir sind sicher, dass unsere Gewerkschafter nicht so schamlos sein werden, 14 Prozent mehr Lohn zu verlangen." Bei Porto und Service würden die Preise derzeit "laufend" angepasst.
Abwicklung des Klimabonus
Der bekannte frühere Werbespruch "Die Post bringt allen was" lässt sich im Zusammenhang mit der Auszahlung des Klimabonus umdrehen: Die Abwicklung des Klimabonus für all jene, die das Geld nicht über das Finanzamt gleich aufs Konto überwiesen bekommen haben, hat sich für die Post zumindest mit 3000 neuen bank99-Kunden ausgezahlt.
"Die meisten wollten die Gutscheine in Cash umgetauscht haben", so Post-Chef Georg Pölzl, "das konnten wir zum Glück mit der Bank." Der Aufwand und die Belastung für die Mitarbeiter seien allerdings enorm hoch gewesen. "Die zeitliche Frist war kurz, es war schwierig, das zu bewältigen." 970.000 Menschen haben sich rund neun Millionen Sodexo-Gutscheine in Bargeld umwechseln und herausgeben lassen. In Summe wurden Pölzl zufolge 450 Millionen Euro ausgehändigt.
"Infrastruktur ist an ihre Grenzen gekommen"
Ob die Klimabonus-Abwicklung auch das Image der Post und ihrer bank99 gehoben hat, werde sich beim nächsten der regelmäßigen Imagetests zeigen, so Pölzl. Immerhin war es wegen der kurzen Fristen in den Postfilialen oft zu langen Wartezeiten gekommen. "Unsere Infrastruktur ist an ihre Grenzen gekommen", so Pölzl. Rund 15 Millionen Euro Aufwandsentschädigung hat die Post für den Auftrag bekommen.
Die Gründung der bank99 war 2020 unter schwierigen Bedingungen erfolgt, vor allem, weil die Post eigentlich kleinerer Partner einer Bank und nicht wie jetzt federführend sein wollte. Profitabel dürfte die bank99 frühestens 2024 sein, vor allem, weil auch die technische Integration der ING-Privatkundenplattform noch viel Geld kostet. So wurde etwa vor zwei Wochen das Rechenzentrum von Deutschland nach Österreich verlagert.
Die grundsätzliche Entscheidung, überhaupt wieder im Bankgeschäft eine Rolle spielen zu wollen, zieht Pölzl bei einem Gespräch mit Journalisten nicht in Zweifel: "Ohne Bank hätten wir als Unternehmen an Relevanz verloren", sagt der Post-Chef. Die bank99 hat eigenen Angaben zufolge 250.000 Kunden und aktuell eine Bilanzsumme von 3,2 Milliarden Euro.
Claudia Haase