Die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag im Handel gingen am Dienstag in die bereits vierte Runde. Verhandlungsstart war um 11 Uhr – knapp elf Stunden später erfolgte aber neuerlich der Abbruch. Das Feilschen um höhere Gehälter für rund 430.000 Angestellte und Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel führte abermals zu keinem Ergebnis.
Die Gewerkschaft habe einen neuerlichen Verhandlungstermin für den 29. November vorgeschlagen, so Chefverhandlerin Helga
Fichtinger von der GPA.

Streiktermine wären der 2. und der 3. Dezember

Auf jeden Fall gibt es davor aber weitere Betriebsversammlungen am 24. und 25. November. Sollte es dann aber auch am 29. November keine
Einigung geben, „dann wird es im Handel erstmalig auch Warnstreiks geben“. Die Termine dafür stehen laut Fichtiger auch schon fest: Freitag,
2. Dezember und am 3. Dezember, dem zweiten Advent-Einkaufssamstag.

"Wir sind sehr enttäuscht ..."

Die Gewerkschaft habe in der vierten Verhandlungsrunde bei der Lohnforderung nach eigenen Angaben „etwas nachgegeben“ und verlange nun 8,5 Prozent plus einen Mindestbetrag, sodass niedrige Einkommen eine zweistellige Erhöhung bekommen. Im Schnitt würde das Gehaltsplus 9,37 Prozent betragen, so Fichtinger. Damit wolle man dem Wunsch der Arbeitgeber nach einer „Abflachung“ entgegenkommen. Eine Einmalzahlung sei aber nicht akzeptabel.

"Die Arbeitgeber des Handels beharrten auch in der 4. Verhandlungsrunde auf ihrem Angebot einer Gehaltserhöhung deutlich unter der durchschnittlichen Inflationsrate", so die Kritik. "Wir sind sehr enttäuscht, dass es vonseiten der Arbeitgeber auch heute praktisch keine Bewegung in unsere Richtung gegeben hat, obwohl wir konkrete Gestaltungsoptionen mit unterschiedlichen Auswirkungen angeboten haben", so Fichtinger in einer Aussendung. "Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir die Kolleginnen und Kollegen in neuerlichen Betriebsversammlungen über diese starre Haltung informieren und die Beschlüsse für Warnstreiks einholen."

Arbeitgeber: "Haben versucht, Brücken zu bauen"

„Wir haben versucht, Brücken zu bauen und wären bereit gewesen, noch an einigen Stellschrauben zu drehen. Doch in einer funktionierenden Sozialpartnerschaft braucht es zwei, die sich bewegen“, kontert wiederum Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, in einer Aussendung. Man vermisse "einen konstruktiven Stil bei der Gewerkschaft".

Trefelik: „Wir sind bereit, das Einstiegsgehalt von derzeit 1800 Euro brutto auf 1930 Euro anzuheben und das Lehrlingseinkommen im ersten Lehrjahr auf 800 Euro plus 200 Euro abgabenfreie Prämie zu erhöhen. Unterm Strich haben wir eine Steigerung der Gehälter um acht Prozent geboten." Dieses Paket beinhalte "eine Erhöhung der KV-Tafel um fünf Prozent sowie eine Prämienzahlung von drei Prozent, die auf die außergewöhnliche Situation derzeit Rücksicht nimmt und die vor allem für die Mitarbeiter:innen einen immensen Netto-Vorteil bringt", wird betont. So liege "das Paket nicht nur deutlich über der rollierenden Inflationsrate von 6,9 Prozent, sondern entspricht beim (erhöhten) Einstiegsgehalt von 1930 Euro sogar einer Bruttogehaltserhöhung um 13,58 Prozent". „Das heißt, bei unserem Package mit der Einmalzahlung bekommt man netto deutlich mehr heraus“, so Trefelik. Doch die Einmalzahlung wird von der Gewerkschaft abgelehnt. Er verstehe nicht, warum die Arbeitnehmer-Verhandler bei diesem Modell „nicht zugreifen oder zumindest ernsthaft verhandeln, wie es einem guten, sozialpartnerschaftlichen Stil entspricht, sondern offenbar lieber die Eskalation suchen und Streiks vorbereiten“. 

"Streiks befeuern nur das Händlersterben"

Steuerfreie Prämien nicht zu nutzen, "die der Belegschaft brutto für netto bleiben, ist unverständlich, da dies der Staat aufgrund der besonderen Krisenlage erst ermöglicht hat", kritisiert auch Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands. Das vorgelegte Arbeitgeber-Angebot liege deutlich über der von beiden Seiten außer Streit gestellten rollierenden Inflationsrate von 6,9 Prozent. Man appelliere an die GPA, "das attraktive 8-Prozent-Angebot anzunehmen und auf Streiks während des Weihnachtsgeschäftes zu verzichten". Diese würden das Händlersterben nur befeuern und damit auch den Arbeitsplatzabbau.