Ein speziell für den Einsatz im Rennsport zugeschnittener Motor aus der Steiermark soll die Treibhausgasemissionen von Rennmotoren reduzieren. Die AVL Racetech, eine Abteilung des in Graz beheimateten Technologiekonzerns AVL, hat einen Wasserstoff-Verbrennungsmotor in Eigenregie entwickelt und gebaut, bei dem das Prinzip der Wassereinspritzung auf den wasserstoffbetriebenen 2-Liter-Turbomotor übertragen wurde, wie AVL Racetech am Dienstag mitteilte.
Die AVL Motorsportabteilung hat in ihrer über 20-jährigen Geschichte einen ersten eigenen Rennmotor – betrieben mit Wasserstoff (H2) – gebaut. "Wir sind mit AVL Racetech Vorreiter in vielen Aspekten des Motorsports und haben uns nun entschieden, auch im Bereich Wasserstoffverbrenner führend zu sein", sagte Ellen Lohr, Director Motorsport beim Grazer Mobilitätstechnologie-Unternehmen. Den neuen Motor will man voraussichtlich im Frühjahr 2023 präsentieren.
Anders als andere Wasserstoffverbrenner
Anders als bei anderen Wasserstoffverbrennern, die gewöhnlich mit hohem Luftüberschuss betrieben werden (sogenannter Magerbetrieb, Anm.) und daher vergleichsweise wenig Leistung generieren, lasse sich mit dem neuen Rennmotor bei nur leicht magerem Betrieb ein Leistungsniveau von etwa 150 kW pro Liter erzeugen. Der Turbomotor liege damit in einem Bereich, in dem sich heute seriennahe Kundensportklassen bewegen würden. Um dieses Ergebnis zu erzielen, wird per Injektor zusätzliches Wasser in die Ansaugluft des Motors eingedüst. Dadurch erhöht sich der Ladedruck. Die verdampfende Flüssigkeit hat zusätzlich einen stark kühlenden Effekt im Brennraum.
Den Grazer Entwicklerinnen und Entwicklern kam beim Design der hierfür notwendigen Injektoren und Ventile die exakte Kenntnis des Gesamtsystemverhaltens mit allen Luft-, Kraftstoff- und Abgasströmen zugute, die AVL mithilfe seiner bewährten Simulationsmodelle und 3D-Strömungsrechnungen erhält. Sie bilden auch die Grundlage dafür, dass die Sicherheitsanforderungen des Motorsports eingehalten und die mechanischen Grenzen des Motors nicht überschritten werden, wie es vonseiten des Unternehmens hieß.
"Es ist eine sehr komplexe technische Herausforderung, mit einem H2-Verbrennungsmotor Leistungswerte auf Motorsportniveau zu realisieren. Aber unser Prototyp zeigt, dass es möglich ist", ist Projektleiter Paul Kapus überzeugt.
AVL Racetech – früher bekannt als AVL Racing – ist seit mehr als 20 Jahren in allen technischen Bereichen des Motorsports tätig. Die Abteilung arbeitet mit Kunden in rund 20 Rennserien weltweit in den Bereichen Engineering, Test, Simulation und Fertigung. Den Motorsport nutzt man als "Plattform für Innovationen", das erarbeitete Know-how will man in die Entwicklung von Straßenfahrzeugen für zukünftige Generationen der Mobilität transferieren.
10.700 Mitarbeiter weltweit
Die AVL List GmbH mit weltweit mehr als 10.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist eigenen Angaben zufolge das weltweit größte unabhängige Unternehmen für die Entwicklung, Simulation und das Testen von Antriebssystemen in der Automobilbranche und in anderen Industrien. 2021 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro, wovon zwölf Prozent in F&E-Aktivitäten fließen.