"Handelsangestellte sind kein Schnäppchen" – mit diesem Appell sind in der Vorwoche Gewerkschafter, Betriebsräte und Handelsangestellte demonstrierend durch Wien und Salzburg gezogen. Der Druck sollte vor der heutigen vierten Verhandlungsrunde über einen neuen Kollektivvertrag erhöht werden. Die Arbeitnehmervertreter fordern ein Gehaltsplus von zehn Prozent, die Arbeitgeber bieten vier Prozent plus kräftiger Einmalzahlung. Die Gewerkschaft lehnt – wie auch in anderen Branchen – Einmalzahlungen aber ab und fordert ein Plus von rund zehn Prozent. Verhandlungsstart ist um 11 Uhr. Im Feilschen geht es um höhere Gehälter für rund 430.000 Angestellte und Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel. Andere Themen - wie die leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche - sind bei den diesjährigen Verhandlungen etwas in den Hintergrund gerückt. Auch Wünsche nach einem offenen Einkaufssonntag im Advent dürften unerfüllt bleiben. "Angesichts der Inflation geht es nur ums Geld", hatte die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, Barbara Teiber, zur APA gesagt.
Auch viele andere Branchen sind noch weit von einem KV-Abschluss entfernt. Ein Überblick.
Eisenbahn. Verfahren ist die Lage rund um den Bahn-KV. Die Gewerkschaft vida fordert weiterhin mindestens 400 Euro mehr pro Monat – und lehnt Einmalzahlungen ebenfalls ab. Die vierte Verhandlungsrunde wurde von den Arbeitgebern am Sonntag unterbrochen. Die Gewerkschaft vida habe mit Streik gedroht, obwohl man im Schnitt um acht Prozent mehr Gehalt biete, kritisiert die Arbeitgeberseite. Die vida hat nun eine Streikfreigabe für einen ganztägigen österreichweiten Warnstreik im gesamten Eisenbahnbereich für Montag, 28. 11., beantragt. Man fordert sich gegenseitig auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Brauereien. Im Ringen um einen Abschluss für die 3500 Beschäftigten in der Brauindustrie konnte in bisher drei Runden kein Ergebnis erzielt werden. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA fordern ein Plus von 11 Prozent. Die Arbeitgeber würden einen Fixbetrag von 100 Euro auf alle Lohn- und Verwendungsgruppen und eine Einmalzahlung von 300 Euro bieten – das sei zu wenig. Kommt es auch morgen zu keinem Abschluss, sollen die Betriebsversammlungen wieder aufgenommen werden und in Warnstreiks übergehen. Eine vorsorgliche Streikfreigabe habe man beim ÖGB bereits eingeholt.
Ordensspitäler. Bei den Ordensspitälern fordert die Gewerkschaft vida für das Gesundheitspersonal monatlich um 500 Euro mehr Gehalt. Zwei Runden blieben ohne Ergebnis, morgen kommt es in vier Wiener Ordensspitälern zu Warnstreiks (8.15 bis 11 Uhr).
Flughäfen. Das Sicherheitspersonal an Österreichs Flughäfen hat für heute Betriebsversammlungen anberaumt. In Wien, Innsbruck und Graz sollen sie ab 10 Uhr starten, die Gewerkschaft will dabei über ihre konkreten Lohnforderungen im Rahmen von Sonder-KV-Verhandlungen informieren. Verzögerungen für Passagiere sind nicht ausgeschlossen, sollen sich aber in Grenzen halten.